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Präsident Karsai gibt seine Stimme ab.

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Update

Afghanistan: Anschläge und Angriffe bei Parlamentswahl

Überschattet von Gewalt haben die Afghanen am Samstag zum zweiten Mal seit dem Sturz des Taliban-Regimes ein neues Parlament gewählt. Bei Anschlägen wurden mehrere Menschen getötet. Auch deutsche Soldaten wurden zum Angriffsziel.

Nach Angaben der Unabhängigen Wahlkommission (IEC) schlossen die Wahllokale am Samstagnachmittag (Ortszeit) planmäßig. Afghanistan steht nun eine langwierige Auszählung der Wahlzettel bevor, das offizielle Endergebnis wird erst für den 31. Oktober erwartet.

Mehr als 10,5 Millionen Afghanen waren aufgerufen, die Zusammensetzung der Wolesi Dschirga neu zu bestimmen. Dabei waren 68 der 249 zu vergebenen Mandate im afghanischen Unterhaus für Frauen reserviert, insgesamt bewarben sich 2500 Kandidaten. Auf die Machtverhältnisse im Land, wo die wichtigen Entscheidungen in den Händen von Präsident Hamid Karsai liegen und die verschiedenen Stämme das politische Leben bestimmen, hat die Wahl aber wenig Auswirkungen. Präsident Karsai hatte die Afghanen eindringlich aufgefordert, sich ungeachtet der Drohungen der radikalislamischen Taliban an dem Urnengang zu beteiligen. "Wir hoffen auf eine große Beteiligung, die Menschen sollen sich ohne Druck für einen Kandidaten entscheiden, ganz gleich ob Mann oder Frau", sagte Karsai bei der Stimmabgabe in einer Schule nahe des Präsidentenpalastes in Kabul.

Der Leiter der afghanischen Wahlkommission IEC, Fasel Ahmed Manawi, bezeichnete die Beteiligung als "sehr gut". Allerdings blieben wegen der Sicherheitslage offenbar mehr Wahllokale geschlossen als befürchtet. Von rund 460 der 5816 anvisierten Wahlstationen hatte die IEC zunächst keine Information, ob sie offen seien. Vor der Wahl hatte die Kommission bereits angekündigt, dass in mehr als 1000 der insgesamt 6900 Wahllokale landesweit wegen der Taliban-Drohungen keine Stimmabgabe stattfinden würde.

Die Wahlbeschwerdekommission (ECC) registrierte zwei Fälle in Wahlbüros in Kabul, wo die Tinte, mit der ein Finger der Wähler nach der Stimmabgabe gekennzeichnet wird, abwaschbar gewesen sei. Außerdem seien aus mehreren Regionen des Landes verspätete Öffnungen von Wahllokalen, fehlende Stimmzettel, und Einschüchterungen gemeldet worden. Die Uno und die USA hatte im Vorfeld mit Wahlbetrug gerechnet, allerdings erwarteten sie einen besseren Verlauf als bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr.

Bei Angriffen der Taliban mit Raketen und Mörsergranaten auf Wahllokale in der östlichen Provinz Kunar und in der nördlichen Provinz Tachar kamen nach Polizeiangaben vier Menschen ums Leben. Auch in der östlichen Provinz Nangarhar starben zwei Menschen durch einen Raketenangriff. In der südlichen Unruheprovinz Kandahar wurde zudem ein Anschlag auf den Konvoi des Gouverneurs Torjalai Wesa verübt. Niemand sei verletzt worden, sagte Wesa.

Die Aufständischen nahmen am Wahltag auch die internationalen Truppen ins Visier. Kurz vor Öffnung der Wahllokale wurde das Nato-Hauptquartier der Hauptstadt mit einer Rakete beschossen. Das Geschoss schlug nach Nato-Angaben in der Nähe der Gebäude ein, verletzte aber niemanden.

Die Bundeswehr in der nördlichen Provinz Kundus setzte am Wahltag nach offiziellen afghanischen Angaben ihre Panzerhaubitzen ein. Provinzgouverneur Mohammad Omar sagte, die deutschen Truppen hätten Ziele im Unruhedistrikt Char Darah mit schwerer Artillerie beschossen. Über Opfer lagen keine Angaben vor.

Omar sagte, bei mehr als einem Dutzend Anschlägen und Angriffen in der Provinz seien 15 Zivilisten und ein Polizist verletzt worden.

Auch deutsche Soldaten in Kundus wurden am Wahltag zum Angriffsziel. Die Bundeswehr teilte auf ihrer Homepage mit, deutsche Soldaten seien am Samstag rund elf Kilometer nordwestlich des Feldlagers beschossen worden. Die Truppen hätten das Feuer erwidert.

Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen. Im Bereich des Feldlagers seien am Samstag sieben Raketen eingeschlagen. Das Camp sei nicht getroffen worden. Eine Rakete sei in der Nähe des Flughafens Kundus detoniert. Bei keinem der Einschläge seien Soldaten verwundet worden. (dpa/AFP)

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