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Afghanistan: Britischer Geheimdienst verhandelte mit Taliban

Darf man mit den Taliban verhandeln? Agenten des britischen Geheimdienstes MI6 haben das offenbar getan, obwohl Großbritannien derartige Gesräche bisher offiziell stets ausgeschlossen hat. Die USA sind verärgert. Zwei UN-Mitarbeitern droht wegen eines ähnlichen Vorwurfs die Ausweisung aus Afghanistan.

Mitglieder des MI6 hätten Mitte des Jahres bis zu sechs Mal direkte Friedensgespräche mit den Taliban im Süden Afghanistans geführt, berichtete der "Daily Telegraph" unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Britische Soldaten hätten die Verhandlungsorte abgesperrt, Vertreter der afghanischen Behörden hätten ebenfalls an den Gesprächen teilgenommen. Auf der Gegenseite habe es sich um aktive Taliban und ehemalige Aufständische gehandelt.

Anfang des Monats hatte der britische Premierminister Gordon Brown direkte Gespräche mit den Taliban öffentlich ausgeschlossen. Allerdings unterstützte er die Haltung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, ehemalige Aufständische, die der Gewalt abschwören, als Gesprächspartner zu akzeptieren.

Bei der US-Regierung stoßen die Berichte offenbar auf großen Unmut. Die Amerikaner seien "unglücklich über die Veröffentlichung von Berichten, wonach ein Verbündeter mit jenen Terroristen verhandele, die die Angriffe vom 11. September unterstützt haben", heißt es im "Daily Telegraph".

Diplomatische Krise

Die Vereinten Nationen führen derzeit Verhandlungen mit der Regierung in Kabul, um einen schweren diplomatischen Streit beizulegen: Afghanistan ordnete die Ausweisung von zwei europäischen Diplomaten an, denen direkte Kontakte mit den Taliban vorgeworfen werden. Es soll sich um einen EU-Vertreter und einen UN-Mitarbeiter handeln.

"Wir gehen davon aus, dass ein Missverständnis vorliegt", sagte die Sprecherin der Mission der Vereinten Nation in Afghanistan (Unama), Nilab Mobarez. Mobarez bestätigte, dass es sich bei einem der Diplomaten um einen Unama-Mitarbeiter handelt. Er werde das Land morgen verlassen. Die afghanische Regierung hatte den Unama-Mitarbeiter sowie den Vertreter der Europäischen Union in Afghanistan am Vortag aufgefordert, das Land innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Die Regierung in Kabul wirft beiden Diplomaten vor, in der umkämpften südlichen Provinz Helmand Gespräche mit Taliban-Vertretern geführt und damit die Sicherheit und Souveränität Afghanistans gefährdet zu haben. (svo/dpa/afp)

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