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Politik: Afghanistan: Damen-Wahl

Wenn in Königswinter in diesen Tagen irgendwo eine Frau mit Kopftuch auftaucht, muss sie damit rechnen, verfolgt zu werden - von Kamerateams aus aller Welt. Es könnte sich schließlich um eine der fünf Frauen handeln, die auf dem Petersberg über die Zukunft Afghanistans mitverhandeln.

Wenn in Königswinter in diesen Tagen irgendwo eine Frau mit Kopftuch auftaucht, muss sie damit rechnen, verfolgt zu werden - von Kamerateams aus aller Welt. Es könnte sich schließlich um eine der fünf Frauen handeln, die auf dem Petersberg über die Zukunft Afghanistans mitverhandeln.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan "Frauen sind Erbauer, nicht Zerstörer, sie sorgen für die Kinder, für Arme, sie halten das soziale Leben aufrecht. Deshalb müssen sie künftig eine wichtige Rolle in Afghanistan spielen", sagt Sima Wali, die der Rom-Delegation des ehemaligen Königs angehört. Die 50-Jährige ist eine von drei Frauen, die am Verhandlungstisch auf dem Petersberg sitzen. Zwei weitere wirken als Beraterinnen im Hintergrund. Selbst die Nordallianz schmückt ihre Reihen mit einer prominenten Frauenrechtlerin. Delegationsleiter Junis Kanuni bringt Amena Afzali sogar gelegentlich mit zu seinen Pressekonferenzen in Königswinter. Sprechen darf sie dort aber nicht. Und dennoch: "Unsere Stimme wird bei den Verhandlungen gehört", sagt Sima Wali dem Tagesspiegel.

In den Verhandlungen agiert die Petersberger Damenriege nach dem Motto: Nur gemeinsam sind wir stark. "Wir sprechen viel miteinander, stimmen uns ab. Die Kooperation ist sehr gut", sagt Sima Wali. Einig sind sie sich, dass ein stabiler Frieden jetzt am wichtigsten sei, denn nicht zuletzt die Kämpfer der Nordallianz sind für ihr brutales Vorgehen gegen Frauen bekannt. Junis Kanuni sprach sich in Königswinter zwar für eine "volle Teilhabe von Frauen am gesellschaftlichen Leben" aus, Menschenrechtsorganisationen werfen seinen Truppen aber Misshandlungen und Vergewaltigungen von Frauen vor.

"Wir wollen auch erreichen, dass die Frauen ihre Rechte zurückerhalten. In der künftigen Verfassung muss ihnen Gleichberechtigung zugestanden werden, so wie es unter König Sahir Schah schon selbstverständlich war", sagt Sima Wali. Zunächst sollen Frauen und Mädchen wieder in Schulen gehen und alle Berufe ergreifen dürfen. Dem widersetzt sich wohl auch keine der Verhandlungsfraktionen auf dem Petersberg, denn völlig entrechtet wurden die Frauen erst unter den Taliban - und die sollen keine politische Rolle mehr in Afghanistan spielen.

Aber werden die Frauen auch an der Spitze des Staates vertreten sein? Sima Wali fände dies wünschenswert. Doch afghanische Beobachterinnen fragen sich zugleich, ob auf dem Petersberg die richtigen Frauen sitzen. "Sie alle leben nicht nur seit langem im Exil, die meisten von ihnen gehören noch dazu der Oberschicht an", sagt Sohaila Alekozai vom Frauenrat Afghanistan, der lokale Frauengruppen unterstützt. Nach ihrer Ansicht wären Frauen, die während der Talibanherrschaft im Land geblieben sind, besser in Königswinter aufgehoben gewesen.

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