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Der getötete IS-Chef für Afghanistan und Pakistan Hafis Said (Mitte) hatte sich von den Taliban losgesagt.

© dpa

Afghanistan: Drohnen gegen den IS

Die USA wollen verhindern, dass sich der „Islamische Staat“ in Afghanistan ausbreitet. Sie setzen dabei vor allem auf gezielte Tötungen der Anführer.

Die USA haben sich offenbar entschlossen, eine Ausweitung des „Islamischen Staates“ (IS) in Afghanistan zu verhindern. Am vergangenen Freitag nahmen sie den Anführer der Extremistenorganisation für Afghanistan und Pakistan ins Visier. Nach Angaben des afghanischen Geheimdienstes NDS wurde Hafis Said bei einem Drohnenangriff von US-Streitkräften in der östlichen afghanischen Grenzprovinz Nangarhar tödlich getroffen. Es war nicht der erste Einsatz dieser Art gegen IS-Kämpfer in Afghanistan.

Begrenzter Einfluss

Experten waren lange unsicher, ob der IS tatsächlich in Afghanistan aktiv ist. Zunächst sah es so aus, als würden kleinere radikale Splittergruppen in dem Land das Label „Islamischer Staat“ lediglich dazu nutzen, Aufmerksamkeit zu erringen. Für eine direkte Verbindung zu den Aktivitäten des IS in seinem Kerngebiet Syrien und Irak gab es keine Belege. Inzwischen wird die Präsenz der Radikalislamisten in Afghanistan aber nicht mehr bezweifelt.

„Bisher ist das Phänomen IS in Afghanistan lokal begrenzt“, sagt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die für ihre massive Brutalität bekannten Milizionäre könnten sich aber zu einer akuten Gefahr entwickeln. „Wenn Afghanistan jetzt eine weitere Radikalisierung erlebt, dann ist das keine gute Nachricht für das Land“, sagt Steinberg im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Auch mögliche Friedensgespräche sieht er gefährdet. „Der IS sucht keine Verhandlungen.“

Enttäuschte Taliban

In Afghanistan und besonders im benachbarten Pakistan schließen sich vor allem ehemalige Taliban dem IS an. Viele Kommandeure suchten die Nähe zum „Islamischen Staat“, weil sie mit ihren Organisationen unzufrieden seien, erklärt Steinberg. Die neuen IS-Ableger sähen sich in Konkurrenz zu den führenden Talibangruppen in Afghanistan und Pakistan. Steinberg hält es aber für fragwürdig, ob es dem IS gelingen kann, seinen Einfluss auf die beiden nicht arabischen Staaten auszudehnen. „Die Beziehungen sind hier sicher nicht so eng wie zu IS-Gefolgsleuten in Ägypten oder Libyen.“

Bundeswehr kämpft nicht gegen IS

Bundeswehrsoldaten sind nach Auskunft des Einsatzführungskommandos bisher nicht in Zwischenfälle mit IS-Kämpfern verwickelt worden. Derzeit sind noch etwa 900 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert. Seit Beginn des Jahres konzentrieren sie sich auf die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. Der Kampf gegen Aufständische wird vor allem von den Afghanen selbst geführt. Zu einer möglichen Ausbreitung des IS in Afghanistan will sich das Führungskommando daher auch nicht äußern. Die Aufklärung liege in den Händen afghanischen Sicherheitskräfte, hieß es dort am Montag.

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