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Afghanistan: Erneuter Anschlag auf Bundeswehr

Vor der Trauerfeier für die drei getöteten deutschen Soldaten ist auf die Bundeswehr in Afghanistan erneut ein Anschlag verübt worden. Drei Raketen wurden auf das Feldlager im nordafghanischen Faisabad abgefeuert, dabei wurde niemand verletzt.

Berlin - Die Leichen der drei toten Bundeswehr-Angehörigen wurden unterdessen nach Deutschland überführt, wo am Abend auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn die Trauerfeier stattfinden sollte. Forderungen nach einer Änderung des Afghanistan-Mandats lehnte das Verteidigungsministerium klar ab.

Das Feldlager in Faisabad wurde am Dienstag gegen 20.45 Uhr (MESZ) beschossen, wie Ministeriumssprecher Thomas Raabe sagte. Von den drei Raketen sei eine im erweiterten Flughafenbereich eingeschlagen. Es habe keine Verletzten und auch keinen Sachschaden gegeben. Aus einem Bundeswehr-Spähpanzer heraus hätten zwei Menschen beobachtet werden können. In Kundus und Faisabad leitet die Bundeswehr regionale Wiederaufbauteams, die Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen organisieren.

Soldaten haben "Rückhalt der gesamten Regierung"

Die sterblichen Überreste der bei dem Selbstmordanschlag im nordafghanischen Kundus getöteten drei Bundeswehrangehörigen wurden nach Deutschland überführt. Zwei Hubschrauber brachten die Leichen nach Termes in Usbekistan, von wo aus sie mit einer Luftwaffen-Maschine nach Deutschland gebracht werden sollten. An dem militärischen Zeremoniell in Köln-Wahn wollten Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan teilnehmen.

Das Bundeskabinett gedachte bereits am Vormittag mit einer Schweigeminute der toten Soldaten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe zudem deutlich gemacht, "dass der hinterhältige Anschlag alle Menschen in Deutschland mit Abscheu und Entsetzen erfüllt hat", wie Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte. Sie habe hervorgehoben, dass die Soldaten wie die zivilen Helfer eine "unverzichtbare Arbeit" leisteten. Sie würden einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und zur Stabilisierung leisten. Dafür hätten sie den "Rückhalt der gesamten Regierung".

Kritik an den USA in Afghanistan

Jung plant einem Pressebericht zufolge "in Kürze" einen Truppenbesuch in Afghanistan. Der Sprecher des Ministers wollte wegen der Sicherheitslage aber keinen konkreten Termin nennen. Der Minister übte erneut Kritik am Vorgehen der USA in Afghanistan. "Wir müssen alles vermeiden, dass die Zivilbevölkerung dort in Mitleidenschaft gezogen wird", sagte Jung im ZDF. Das habe "kontraproduktive Wirkung". "Da sind wir auch mit unseren amerikanischen Freunden im gemeinsamen Gespräch", fügte der Minister hinzu.

Wilhelm verwies darauf, dass es die Auffassung des ganzen Kabinetts sei, dass bei der US-geführten Anti-Terror-Mission OEF ein "angemessenes und verhältnismäßiges Vorgehen" erreicht werden müsse. Zivilsten dürften nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies habe sonst Auswirkungen auf die Akzeptanz. "Keine Aufbauerfolge ohne Sicherheit und keine Sicherheit ohne Aufbau", hob Wilhelm hervor. Jungs Sprecher sagte, es würden beide Mandate benötigt. Durch OEF könne auch der Schutz für die Soldaten vor Ort erhöht werden. Jung wies generell Forderungen nach einem Abzug der deutschen Soldaten zurück. "Man kann heute kein Ausstiegsdatum nennen", sagte er.

Die Bundeswehr stellt für die OEF-Mission in Afghanistan prinzipiell nur 100 Spezialkräfte bereit, die weitaus meisten Soldaten sind als Teil der internationalen Stabilsierungstruppe Isaf im Einsatz. Zu Forderungen der Grünen und Teilen der SPD, das Anti-Terror-Mandat im Herbst auslaufen zu lassen, sagte Jungs Sprecher, dieses sei derzeit nicht teilbar. Das OEF-Mandat umfasse auch den Einsatz am Horn von Afrika. Dabei verwies er auch auf Bündnisverpflichtungen. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold plädierte indes in der "Sächsischen Zeitung" für einen Ausstieg aus der OEF-Mission: "Ich schlage vor, auf eine Verlängerung der 100 Soldaten vom Kommando Spezialkräfte (KSK) zu verzichten." (tso/AFP)

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