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Afghanistan: Festnahmen im Entführungsfall

Jedoch fehlt weiter jede Spur von dem Deutschen

Kabul/Berlin - Im Fall des in Afghanistan verschleppten Deutschen Harald K. sind nach afghanischen Regierungsangaben erste Verdächtige festgenommen worden. „Unsere Sicherheitskräfte haben heute vier Afghanen festgenommen, die im dringenden Verdacht stehen, an der Entführung beteiligt zu sein“, sagte Handels- und Industrieminister Amin Farhang am Mittwoch der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Bei den Verdächtigen, die in der Nähe der Stadt Herat im Nordwesten des Landes festgenommen wurden, soll es sich um Familienangehörige des früheren Verlobten der afghanischen Ehefrau des Deutschen handeln. K. lebt bereits seit 2003 in Afghanistan, mit seiner Frau hat er auch ein Kind.

Als mögliches Motiv für die Entführung nannte Farhang einen Racheakt oder einen Erpressungsversuch. „Wir gehen fest davon aus, dass die Taliban mit dem Fall nichts zu tun haben“, sagte der Minister. Er hoffe deshalb, dass Harald K. „in zwei bis drei Tagen wieder frei“ sei. Der zum Islam übergetreten Deutsche war am Sonntag in der westafghanischen Provinz Herat von bewaffneten Männern entführt worden.

Der Chef der Kriminalpolizei in Westafghanistan, Ali Khan Hussainzada, sagte jedoch, es sei unklar, wer für die Entführung des Deutschen verantwortlich sei.

Deutsche Sicherheitskreise wiederum gehen offenbar eher von einem politischen Hintergrund aus, es gibt jedoch offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber, wie nahe die mutmaßlichen Entführer den Taliban stehen sollen. Einmal ist die Rede von einer Gruppe, die dem Umfeld der Taliban zuzurechnen ist. Andere wollen die mutmaßlichen Entführer nicht in direkter Nähe zu den Extremisten einordnen und gehen davon aus, dass diese nur lose Verbindungen zu den Taliban unterhalten.

Das Auswärtige Amt bemühte sich weiter mit einem Krisenstab in Berlin um Aufklärung. Außerdem geht man dort jetzt auch offiziell „von einer Entführung aus“. Auch die deutsche Botschaft in Kabul sei mit dem Fall befasst, sagte ein Ministeriumssprecher. Es ist die fünfte Entführung eines Deutschen in diesem Jahr in dem Land. S.K./fan/dpa

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