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Afghanistan: Flugzeugabsturz überschattet Isaf-Großoffensive

Beim Absturz eines Militärflugzeugs sind im Süden Afghanistans 14 britische Soldaten ums Leben gekommen. Die Taliban wollen die Maschine abgeschossen haben, die Nato spricht von technischen Problemen.

Kandahar/London - Die Maschine sei wegen eines technischen Defekts im Unruhedistrikt Pandschwayi bei Kandahar verunglückt, teilte ein Nato-Sprecher in Afghanistan mit. Einen Abschuss der Maschine schloss er aus.

Der Absturz der Militärmaschine war der bislang verlustreichste Vorfall für die britischen Streitkräfte seit Beginn ihres Afghanistan-Einsatzes Ende 2001. Insgesamt starben seither 36 britische Soldaten. Verteidigungsminister Des Brown zeigte sich in London "schockiert" über die Nachricht. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass es sich "um einen schrecklichen Unfall und nicht um das Ergebnis eines feindlichen Einsatzes" handele. Die genauen Ursachen würden untersucht.

Hunderte Isaf-Soldaten hatten in Pandschwayi gemeinsam mit Angehörigen der afghanischen Armee die "Operation Medusa" gestartet. "Unser Ziel ist es, die Gefahr durch die Taliban in Pandschwayi abzuwenden und die Lage zu stabilisieren", sagte Isaf-Sprecher Scott Lundy. Der Einsatz sei seit Tagen vorbereitet worden: Zivilisten in der Region seien aufgefordert worden, die Gegend zu verlassen; Militärmaschinen hätten zudem Flugblätter abgeworfen, in denen die Taliban-Milizionäre zum Aufgeben gedrängt worden seien.

Der Großinsatz sei nötig geworden, weil die Taliban in ihrer Hochburg Pandschwayi in letzter Zeit "ihre Verteidigungsstellungen gestärkt, Gebäude mit Sandsäcken abgesichert und Waffen in die Region gebracht" worden seien, sagte Lundy. Die Isaf habe Belege dafür, dass in Pandschwayi der "harte Kern" der Taliban kämpfe und den "dringend benötigten Wiederaufbau" behindere. Trotz der gut 40.000 ausländischen Soldaten in Afghanistan haben die Taliban in den vergangenen Monaten ihre Aktivität deutlich verstärkt. Etwa 1600 Menschen wurden seit Jahresbeginn getötet.

"Opiumanbau ist außer Kontrolle"

Unterdessen schlugen die Vereinten Nationen wegen eines neuen Rekordstands der Opiumernte in Afghanistan Alarm. Die Ernte werde 2006 um die 6100 Tonnen betragen, sagte der Direktor der UN-Behörde für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC), Antonio Maria Costa, in Kabul. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Anstieg um fast 50 Prozent; gleichzeitig vergrößerten sich die Anbauflächen innerhalb eines Jahres um 59 Prozent. "Der Opiumanbau ist außer Kontrolle", sagte Costa. "Afghanistan ist mehr und mehr abhängig von seinen Drogen." Das Land am Hindukusch steht für über 90 Prozent der weltweiten Opiumproduktion.

Der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta appellierte an den deutschen Bundestag, das Mandat für die derzeit im Norden des Landes stationierten Bundeswehrsoldaten zu verlängern. Die Aufgabe der deutschen Soldaten am Hindukusch sei Friedensarbeit. "Jetzt einfach abzuziehen und Afghanistan sich selbst zu überlassen, wäre absolut naiv und ein riesiger Fehler", sagte Spanta dem Nachrichtenmagazin "Focus". Niemand könne Interesse daran haben, dass Afghanistan wieder zu einem Zentrum internationaler Terroristennetzwerke werde. Wenn die internationale Gemeinschaft ihre Aufgabe in Afghanistan nicht zu Ende bringe, werde das Land wieder in die Hände der Taliban fallen, warnte er.

Die Bundeswehr ist mit rund 2750 Soldaten in der Hauptstadt Kabul und im äußersten Norden des Landes stationiert; das derzeitige Mandat läuft am 13. Oktober aus. (tso/AFP)

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