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Afghanistan: Guttenberg will keine „Worthülsen“

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg trauert um deutsche und afghanische Soldaten und verteidigt den geplanten Strategiewechsel in Afghanistan.

Es war ein schwerer Gang für die beiden Politiker: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nahm am Ostersonntag die Särge der drei in Afghanistan getöteten Soldaten auf dem Flughafen Köln in Empfang, die Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) aus Kundus im Flugzeug nach Deutschland begleitet hatte. Der Tod der Soldaten gehe ihm „unglaublich ans Herz“ sagte Guttenberg. Nach den schwersten Gefechten, in die deutsche Soldaten in Afghanistan verwickelt waren, wird sich die Bundesregierung kritischen Fragen stellen müssen. Verschärft wird die Lage dadurch, dass die Bundeswehr irrtümlich sechs afghanische Soldaten tötete.

„Der vergangene Freitag hat einmal mehr deutlich gemacht, wie sich Realitäten in Afghanistan derzeit darstellen und auch künftig darstellen können“, sagte Guttenberg, der seinen Osterurlaub in Südafrika abgebrochen hatte, auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz auf der Hardthöhe, dem Bonner Sitz des Verteidigungsministeriums. Dass die Aufständischen ausgerechnet Karfreitag gewählt hatten, sei eine „Verhöhnung fremder Kulturen und auch der eigenen Kultur“.

Der in schwarz gekleidete Minister nannte die Angriffe der Taliban „besonders perfide“, „sehr koordiniert“ und „komplex“. Die Deutschen waren auf einer Routinepatrouille im Unruhedistrikt Chahar Dara gezielt angegriffen worden und lieferten sich danach mehr als zehn Stunden dauernde Gefechte mit den Taliban. Drei Deutsche starben, acht wurden verletzt, einige davon schwer.

Er wolle sich nicht in „Worthülsen“ flüchten und keine „fürchterlichen Wortkonstrukte“ benutzen – „umgangssprachlich“ könne von „Krieg“ in Afghanistan gesprochen werden, sagte Guttenberg. Bislang starben im Afghanistan-Einsatz 39 Bundeswehrsoldaten, 22 davon bei Anschlägen und Gefechten. Mehrmals drückte Guttenberg sein Bedauern über die versehentlich getöteten afghanischen Soldaten aus, die in zivilen Autos fuhren und nach Bundeswehr-Angaben trotz „durchgeführter Sicherheits- und Identifizierungsverfahren“ nicht anhielten. Er habe sich bei seinem afghanischen Kollegen entschuldigt, und Deutschland werde dazu eine Untersuchung einleiten.

An dem geplanten Strategiewechsel der Bundeswehr will Guttenberg festhalten. Dieser baue eben nicht darauf auf, dass Soldaten wie am Karfreitag von einem Bundeswehrstützpunkt immer wieder die gleichen Patrouillenwege beschritten und anschließend ins Lager zurückkehrten. Künftig sollten die Soldaten „mehr in die Fläche gehen“ und „Stück für Stück Präsenz im Raum“ zeigen, wie Guttenberg sich recht unpräzise ausdrückte. So könnten die Taliban von denjenigen isoliert werden, denen die Deutschen Schutz zukommen ließen. Die neue Strategie solle bis Sommer oder Herbst umgesetzt werden – sie berge Gefahren, die alte Strategie aber auch. „Der Einsatz dort ist und bleibt gefährlich.“ (AFP)

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