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Politik: Afghanistan: Konferenz ab Montag in Bonn

Der Ort der mit Spannung erwarteten Afghanistan-Konferenz der Vereinten Nationen steht endgültig fest. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte am Mittwoch mit, die Konferenz beginne am kommenden Montag auf dem Petersberg.

Der Ort der mit Spannung erwarteten Afghanistan-Konferenz der Vereinten Nationen steht endgültig fest. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte am Mittwoch mit, die Konferenz beginne am kommenden Montag auf dem Petersberg. Ursprünglich war erwartet worden, dass die Vertreter der Stämme und politischen Gruppen Afghanistans in Berlin zusammen treten. Offen blieb vorerst, wie lange die Konferenz dauern wird, die die Grundlage für die Bildung einer Übergangsregierung in Afghanistan legen soll.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: Wege jenseits der Bomben Fotostrecke: Krieg in Afghanistan UN-Sprecher Fred Eckhard sagte in New York, die Vereinten Nationen hätten von Anfang den bewährten Konferenzort Petersberg gewünscht. Die Bundesregierung habe aber nicht gleich die notwendige Reservierungsbestätigung erhalten, so dass notgedrungen Berlin ins Auge gefasst worden sei. Inzwischen sei eine Reservierung des Petersberg aber möglich geworden, so dass man auf die ursprünglichen Wünsche zurückgekommen sei.

Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Rainer Lingenthal, teilte mit, unabhängig von der Wahl des Veranstaltungsortes werde für die Konferenz die höchste Sicherheitsstufe gelten. Es gebe bisher aber keine Hinweise auf terroristische Bedrohungen. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye sagte in Berlin, es sei Sache der UN, darüber zu entscheiden, ob Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Eröffnung auf der Konferenz spricht. Ziel der Bundesregierung sei es zufolge, mit dem Angebot ungestörter Beratungen die Grundlage für die schnellstmögliche Bildung einer Übergangsregierung zu bieten. Die Entscheidung für Deutschland als Tagungsort habe der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, mit den langen und guten Beziehungen Deutschlands zu Afghanistan begründet.

Es wird mit 50 bis 70 Konferenzteilnehmern gerechnet, darunter rund dreißig Afghanen. Auch Repräsentanten des früheren afghanischen Königs Mohamed Zahir Shah und afghanischer Exilantengruppen aus Peschawar, Zypern und Rom werden vertreten sein, aber keine Taliban. Generell soll die Auswahl so gestaltet sein, dass sie künftig auch die unverzichtbare Unterstützung der Länder Pakistan und Iran sichert. Eine Liste der Teilnehmer wurde noch am Mittwoch von Brahimis Kollegen Francesc Vendrell aus Kabul erwartet. Die Teilnehmer werden einzeln mit kommerziellen Linienflügen aus verschiedenen Orten anreisen und dann in Deutschland Visa erhalten.

Die Entscheidung, so schnell wie möglich eine handlungsfähige Übergangsverwaltung einzurichten, stellt eine Änderung von Brahimis Plänen noch vor zwei Wochen dar, die mit dem überraschend schnellen Zusammenbruch der Talibanherrschaft zusammenhängt. Nun wird es auch Aufgabe der Übergangsverwaltung sein, die Zusammenstellung der geplanten Loya Jirga, der Nationalversammlung, vorzubereiten. Das Treffen in Bonn sei nur ein erster Schritt, betonte Vendrell in Kabul. Es gehe nicht darum, eine neue Regierung zu schaffen. Brahimi und Vendrell erhoffen sich in diesem Sinne vorzeigbare Ergebnisse innerhalb einer Woche, gegebenenfalls kann es auch länger dauern.

Die Vereinten Nationen wollen vor allem verhindern, dass die Nordallianz zu Lasten der Paschtunen ihre eigenen Ziele durchsetzt. Formal erkennen die UN Burhanuddin Rabbani noch als Präsidenten an. Laut "New York Times" aber "wird man ihm in einer künftigen Verwaltung keine besondere Rolle zuweisen". Eher rechnet man damit, so heißt es in Diplomatenkresen, dass er sein Amt zur Verfügung stellt. Eine als Symbolfigur integrierende Rolle könne eher der ehemalige König in Kabul spielen.

Bereits jetzt wird erkennbar, dass Rabbani mit seinen Machtansprüchen die Verhandlungen erschweren wird. Als eines der Hauptprobleme wird in New York der Mangel an anerkannten Führungsfiguren in den beiden Lagern der zerfallenden Nordallianz und bei den Anti-Taliban-Paschtunen gesehen - sie wurden umgebracht.

bmv

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