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Afghanistan: Massengrab in Kabul entdeckt

In einem Gefängnis am Rande der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein unterirdisches Massengrab aus Sowjetzeiten mit mehreren hundert Toten entdeckt worden. Die sowjetischen Besatzer hatten afghanische Opfer offenbar lebendig eingemauert.

In einem Gefängnis am Rande der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein unterirdisches Massengrab aus Sowjetzeiten mit mehreren hundert Toten entdeckt worden. Wie die afghanische Polizei am Freitag berichtete, waren einige Gefangene bei lebendigem Leibe in unterirdischen Räumen eingemauert worden. Sie seien aus Mangel an Sauerstoff erstickt. „Es gibt dort mindestens 15 Räume mit Toten“, sagte Polizeichef Ali Schah Paktiwal. Die genaue Zahl der Opfer konnte er zunächst noch nicht nennen. „Der Zustand der Leichen beweist, dass vielen der Gefangenen die Augen verbunden wurden und die Hände auf dem Rücken gefesselt waren. (...) Viele der Leichen sind intakt, man kann Bärte und Haare erkennen“, sagte Paktiwal, der am Morgen die unterirdische Anlage besucht hatte.

Ein 70-jähriger Afghane, der erst kürzlich nach mehrjährigem Exil in seine Heimat zurückgekehrt war, hatte die Behörden am Donnerstag zu dem Massengrab geführt. Der Mann hatte während der sowjetischen Besetzung von 1979 bis 1989 in Afghanistan als Fahrer für die Besatzer gearbeitet. Das Massengrab liegt etwa zehn Kilometer nördlich der afghanischen Hauptstadt in einem Baukomplex, der von den sowjetischen Truppen seinerzeit als unterirdische Kaserne genutzt worden war.

Nach Angaben des Zeugen hatte die Polizei hunderte afghanischer Männer in Kabul und den benachbarten Provinzen festgenommen und in das Gefängnis in Chamtala gebracht.

Nach dem Verhör durch sowjetische Offiziere wurden die Gefangenen erschossen. Die afghanischen Behörden haben damit zum zweiten Mal seit dem Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2001 in Afghanistan ein Massengrab entdeckt. Das erste hatten Nato-Soldaten in der Nähe des berüchtigten Gefängnisses Pul-e-Charkhi gefunden. (mit dpa)

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