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Die Überreste des völlig zerstörten und ausgebrannten Kleinbusses in Kabul.

© Reuters

Update

Afghanistan: Mindestens neun Tote bei Vergeltungsanschlag für Mohammed-Video

Weiter blutige Aufstände in der arabischen Welt: In Afghanistan wurden neun Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet, offenbar aus Vergeltung für das Mohammed-Schmähvideo.

Bei einem offenbar als Vergeltung für den im Internet kursierenden islamfeindlichen Film verübten Selbstmordanschlag sind am Dienstag in Afghanistan mindestens neun Menschen getötet worden. Ziel des Anschlags war ein mit ausländischen Arbeitskräften besetzter Bus in der Hauptstadt Kabul. Eine Attentäterin steuerte ihren mit Sprengstoff beladenen Wagen in der Nähe des Flughafens in einen Minibus, der die ausländischen Arbeiter zum Flughafen bringen sollte, wie die Polizei erklärte. Zehn Afghanen wurden zudem verletzt.

Bei dem Attentat habe es sich um Vergeltung für den islamfeindlichen Film über den Propheten Mohammed gehandelt, teilte ein Sprecher der extremistischen Gruppe Hesb-e-Islami mit. Eine 22-jährige Frau mit Namen Fatima habe den Anschlag ausgeführt. Selbstmordattentate von Frauen sind äußerst selten in Afghanistan, außerdem fahren nur sehr wenige Frauen im Land Autos. Ein Sprecher der Taliban erklärte, seine Gruppe habe mit dem Anschlag nichts zu tun.

Fotostrecke: Aufstände in der arabischen Welt wegen Mohammed-Schmähfilm:

Acht der Todesopfer seien offenbar zivile ausländische Angestellte, die für ein Luftfahrtunternehmen am Flughafen gearbeitet hätten, sagte ein Sprecher der Kabuler Polizei. Mehrere der Opfer seien Südafrikaner, bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums in Johannesburg. „Die genaue Zahl muss erst noch überprüft werden“, sagte Sprecher Nelson Kgwete einem Radiosender. Beim neunten Todesopfer soll es sich nach Angaben der Kabuler Polizei um eine Person afghanischer Herkunft handeln.

Hesb-e-Islami „nimmt alle ausländischen Truppen ins Visier, und alle Zivilisten, die nach Afghanistan gekommen sind, um ihnen zu helfen“, hieß es in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AP.
Anführer der Hesb-e-Islami ist der 65-jährige Gulbuddin Hektmatjar. Er war einst afghanischer Ministerpräsident und Verbündeter der USA, mittlerweile betrachtet Washington ihn aber als Terroristen. Die Hesb-e-Islami soll über Tausende Kämpfer verfügen und Unterstützer im Norden und Osten Afghanistans haben. (dapd)

Angesichts der Unruhen in der muslimischen Welt wegen des Schmähvideos aus den USA wird in Deutschland weiter über ein Aufführungsverbot gestritten. Muslim-Verbände sind in der Frage uneins: Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland und der Zentralrat der Muslime sind für ein Verbot, der Liberal-Islamische Bund lehnt es ab.

Von Frauen verübte Selbstmordanschläge sind in Afghanistan selten, noch seltener ist, dass Hesb-i-Islami die Verantwortung für ein Selbstmordattentat übernimmt. Hesb-i-Islami ist die zweitgrößte afghanische Rebellengruppe nach den Taliban. (dpa/AFP)

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