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Afghanistan: Nato-Oberkommandeur will Truppenverstärkung

Der Oberbefehlshaber der Nato, Bantz Craddock, hat erneut eine Verstärkung der internationalen Truppenpräsenz in Afghanistan gefordert. Kanada denkt dagegen über einen Rückzug nach.

Mons/Oslo/Ottawa - Die Nato-Staaten setzten das Leben ihrer Soldaten aufs Spiel, indem sie die für die Bekämpfung der Taliban erforderlichen Kontingente nicht bereitstellten, sagte Craddock. Bislang würden die Anforderungen nach seinen Erkenntnissen nur zu "93 oder 94 Prozent" erfüllt. Craddock hatte sich bereits während des Treffens der Nato-Verteidigungsminister im spanischen Sevilla Ende vergangener Woche und bei der internationalen Sicherheitskonferenz in München am Wochenende ähnlich geäußert. Einige der 26 Nato-Staaten wollen den Einsatz in Afghanistan künftig auf Wiederaufbauhilfe konzentrieren.

Norwegen sagte unterdessen die Entsendung von weiteren 150 Soldaten zu. Während die meisten der bereits in Afghanistan eingesetzten 520 Soldaten im Norden des Landes stationiert sind, sollen die neuen Einheiten Norwegens in der Gegend von Kabul eingesetzt werden, wie das Verteidigungsministerium in Oslo mitteilte. Insgesamt sind derzeit rund 35.500 ausländische Soldaten am internationalen Afghanistan-Einsatz (Isaf) beteiligt, der von der Nato geführt wird.

Kanada will sich zurückziehen

Kanada denkt nach schweren Verlusten im Süden Afghanistans über einen möglichen Abzug seiner Soldaten aus dem Land nach. Ohne die Unterstützung durch weitere Nato-Kräfte sollte Kanada seinen Rückzug aus Afghanistan erwägen, empfiehlt eine Kommission des kanadischen Senats der Regierung in Ottawa. Nach Angaben der Zeitung "Globe and Mail" rät der "offene, 16-seitige Zwischenbericht der für Sicherheitsfragen zuständigen Kommission, von den anderen Nato-Ländern mehr Soldaten, mehr Geld und ein größeres Engagement zu verlangen".

Würden diese Forderungen nicht erfüllt, sollte Ottawa seinen Einsatz in Afghanistan besser "binnen Jahresfrist" beenden, heißt es der Zeitung zufolge in dem Senatsbericht. Kanada stellt mit seinen 2500 Soldaten den Kern der Nato-geführten internationalen Schutztruppe Isaf in der afghanischen Provinz Kandahar. Das kanadische Truppenkontingent war in einige der schwersten Kämpfe im Süden Afghanistans verwickelt und hat bereits 42 Soldaten verloren. Das Untersuchungsergebnis stützt sich auf knapp zweijährige Ermittlungen der Kommission und schließt die Erkenntnisse von Senatoren bei Besichtigungen und Gesprächen in Kabul und Kandahar ein. (tso/AFP/dpa)

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