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Afghanistan: Offensive gegen Taliban in Kundus

Im nordafghanischen Kundus haben nach Medienangaben das afghanische Militär und die lokale Polizei mit Unterstützung der Bundeswehr eine größere Operation gegen die Taliban und andere Aufständische in der Region gestartet.

Von Michael Schmidt

Berlin - Afghanische Militärs hätten aus Kundus berichtet, mit der Offensive gegen Aufständische in deren Hochburg Chareh Dareh, einem Landstrich südwestlich der Provinzmetropole, wolle die Regierung vor den Präsidentenwahlen im August für Ordnung sorgen. Hunderte Soldaten und Polizisten seien an der Operation beteiligt, berichtete „Spiegel Online“.

Bei einem Bombenanschlag im Westen Afghanistans sind derweil mindestens elf Menschen in einem Minibus ums Leben gekommen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurde ein weiterer Zivilist verletzt, als am Vortag in der Provinz Farah kurz hintereinander zwei am Straßenrand versteckte Sprengsätze explodierten. Unter den Opfern seien Frauen und Kinder, hieß es. Die Behörden machten radikal-islamische Extremisten für die Tat verantwortlich. Im Osten des Landes starben vier US-Soldaten bei einem Bombenattentat. Zugleich gaben die USA bekannt, ihre weltweit eingesetzten Streitkräfte vorübergehend um 22 000 Soldaten aufzustocken.

Wie schwierig und gefährlich der Einsatz am Hindukusch auch für die deutschen Soldaten ist, hatte sich erst am Sonntag wieder gezeigt, als es an einem Checkpoint der Bundeswehr zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen war. Nach der Erschießung eines Jugendlichen prüft inzwischen die Staatsanwaltschaft Potsdam, ob gegen die beteiligten Soldaten Ermittlungen eingeleitet werden. Der Jugendliche war in der Nähe des deutschen Feldlagers Kundus erschossen worden. Nach anfänglich unterschiedlichen Angaben sprachen auch die afghanischen Behörden noch von einem Todesopfer statt wie zunächst von drei.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ließ sich ein mit fünf Menschen besetzter Kleinlaster durch Warnschüsse nicht stoppen. Daraufhin hätten die Soldaten gezielt auf das Fahrzeug geschossen, um es zum Stehen zu bringen. Dabei seien der Jugendliche getötet und zwei weitere Insassen schwer verletzt worden. „Nach derzeit vorliegenden Informationen mussten die Soldaten von einem Angriff ausgehen, so dass der Schusswaffengebrauch auf der Grundlage bestehender Einsatzregeln rechtmäßig erfolgte“, sagte ein Sprecher. Unklar blieb, ob es sich um einen geplanten Anschlag handelte. In dem Fahrzeug wurden weder Waffen noch Sprengstoff gefunden. 

Für Winfried Nachtwei, Verteidigungsexperte der Grünen, sind solche Zwischenfälle unvermeidbar, „wenn der Abbau der Polizeikräfte in der Provinz Kundus durch die Zentralregierung in Kabul nicht rückgängig gemacht wird“. Wer mehr als 500 Stellen streiche, statt die Polizei zu stärken, dürfe sich darüber nicht wundern. mit dpa

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