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Afghanische Polizisten laufen nahe einer US-Militärbasis in Kabul den Demonstranten entgegen. Autos wurden abgezündet, mehrere Menschen wurden verletzt.

© rtr

Afghanistan: Proteste gegen Koran-Verbrennung eskalieren in Kabul

Bei Protesten gegen die Verbrennung von Koran-Exemplaren durch US-Soldaten in Afghanistan sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Nun sollen die Streitkräfte der Isaf besser geschult werden.

Bei den Protesten gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben auf dem US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan sind am Mittwoch mindestens fünf Demonstranten ums Leben gekommen. Drei Menschen starben im Bezirk Schinwar in der Provinz Parwan nördlich von Kabul, wie eine Sprecherin der Provinzbehörden sagte. Bei Zusammenstößen mit der Polizei seien mehr als zehn weitere Menschen verletzt worden

Die Demonstranten hätten die Beamten mit Steinen beworfen. Zwei weitere Tote gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums in der Hauptstadt Kabul und der ostafghanischen Stadt Dschalalabad. In Kabul setzten nach Angaben der Polizei wütende Demonstranten Fahrzeuge in Brand und griffen Geschäfte an, hunderte Afghanen lieferten sich Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Dabei wurde auch auf die Demonstranten geschossen. Bereits am Dienstag hatten tausende Afghanen den Stützpunkt Bagram attackiert, nachdem bekannt geworden war, dass US-Soldaten dort Ausgaben des Koran verbrannt hatten.

Aus Sicherheitsgründen ordnete die US-Botschaft in Kabul ein Reiseverbot für ihre Mitarbeiter an. Auch in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad gab es Proteste gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben. Rund tausend Studenten blockierten dort eine Hauptstraße, wie AFP-Reporter berichteten.

Die Taliban nutzen den Vorfall für einen Aufruf zum Angriff. Sie teilten mit, sie unterstützten die Proteste. Die Aufständischen riefen alle "nationalistischen afghanischen Muslime" dazu auf, die ausländischen Truppen anzugreifen.

Isaf-Kommandeur entschuldigt sich für das Verhalten der Soldaten

Die US-Regierung und der Kommandeur der Isaf-Truppen, John Allen, entschuldigten sich am Dienstag für das Vorgehen der Soldaten. Afghanische Arbeiter hatten zuvor beim Durchwühlen einer Müllhalde am US-Stützpunkt Bagram rund eine Autostunde von Kabul entfernt verkohlte Exemplare des Koran gefunden. Vonseiten der USA verlautete, die Soldaten hätten beschlossen, “extremistische Literatur“ und anderes Material, das in der Bibliothek zurückgeblieben war, zu entsorgen. Die Bibliothek befand sich in einem Bereich des Stützpunktes für Gefangene. “Die Bücher seien aus gutem Grund entfernt, aber auf schlechtem Weg entsorgt worden“, sagte ein US-Vertreter.

Allen hatte sich zwar entschuldigt, aber keine Details zu dem Vorfall genannt. “Sofort nachdem wir von dem Vorgehen erfahren haben, haben wir es unterbunden“, sagte der Kommandeur. “Das war in keiner Weise Absicht“, betonte Allen. Er bat den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, die Regierung des Landes und vor allem die Bevölkerung um Entschuldigung.

Verpflichtende Schulung als Konsequenz der Affäre

Nach Protesten wegen der Verbrennung von Exemplaren des Korans durch US-Truppen in Afghanistan zieht die Internationale Schutztruppe Isaf Konsequenzen: In einer Direktive verpflichtete Isaf-Kommandeur John Allen alle Soldaten dazu, spätestens bis zum 3.März an Schulungen zum angemessenen Umgang mit religiösem Material wie dem Koran teilzunehmen.

(AFP, rtr, dpa)

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