zum Hauptinhalt
Schlafmohn Afghanistan

© ddp

Afghanistan: Schlafmohn als Finanzbasis der Taliban

Trotz massiver Gegenmaßnahmen wächst die Anbaufläche des Opiumrohstoffs Schlafmohn in Afghanistan weiter. Die internationale Gemeinschaft müsste den Bauern alternative Anbaupflanzen nahebringen - samt einer Infrastruktur.

Berlin - Thomas Schweich ist Optimist. Der Amerikaner ist als Chef der Abteilung für Drogenbekämpfung im US-Außenministerium seit Monaten mit der Frage befasst, wie die illegale Produktion und der Handel mit Schlafmohn in Afghanistan in den Griff zu kriegen sind. Obwohl Experten für dieses Jahr eine neuerliche Rekordernte des Opiumrohstoffs vorhergesagt haben, glaubt Schweich, dass sich das Problem am Hindukusch binnen der nächsten zwölf bis 24 Monate lösen lässt – „wenn der politische Wille da ist“.

Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt vor allem davon ab, ob es der internationalen Gemeinschaft gelingt, den Mohnanbau im Süden des Landes und in der Gegend um Kabul einzudämmen. Während die meisten nördlichen Provinzen laut Studie der afghanischen Regierung inzwischen vollständig oder so gut wie opiumfrei sind, wurde im vergangenen Jahr in den Südprovinzen und in Hauptstadtnähe so viel Schlafmohn angebaut wie nie zuvor (siehe Grafik). Allein in der von den Taliban kontrollierten Provinz Helmand wächst derzeit auf einer Flächevon 103 000 Hektar Schlafmohn. Zusammen mit der benachbarten Provinz Kandahar kommen zwei Drittel der Rohopiumproduktion aus dem umkämpften Süden Afghanistans. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Anbaufläche für das Rohopium im Land nach Angaben der Vereinten Nationen im Vergleich zu 2005 um 59 Prozent auf 156 000 Hektar zugenommen. Obwohl zahlreiche Mohnfelder im Auftrag der afghanischen Regierung zerstört wurden, ist Afghanistan nach wie vor der weltweit führende Lieferant von Rohopium: 6100 Tonnen des Drogengrundstoffes wurden zuletzt registriert.

Dass auch die Taliban vom illegalen Geschäft mit dem Schlafmohn profitieren, ist den Amerikanern ein Dorn im Auge: Laut aktueller Studie des US-Außenministeriums finanzieren sich die Aufständischen bis zu 50 Prozent aus dem Handel mit der Droge. „Wenn es uns gelingt, den Anbau so stark zu reduzieren, dass die Taliban nicht mehr auf Drogengelder zurückgreifen können, wäre das schon ein Sieg“, sagt Schweich. Die Amerikaner haben bislang vor allem versucht, dem Mohnanbau im Land durch die Vernichtung der Pflanzen Einhalt zu gebieten. Laut UN-Angaben müssen mindestens 25 Prozent der Pflanzen vernichtet werden. Erst dann sei die Abschreckung groß genug, damit die Bauern im folgenden Jahr keinen Schlafmohn mehr anbauten, sagte Schweich. Derzeit liege die Quote bei acht bis zehn Prozent. Allerdings müsse man den Opiumbauern des Landes darüber hinaus auch Anreize bieten, um sie vom Drogenanbau abzubringen.

Es reiche nicht, den Farmern alternative Anbaupflanzen wie hochwertiges Gemüse, Granatäpfel oder Nüsse für den Ackerbau vorzuschlagen, sagt Entwicklungshelfer Mark Ward von der amerikanischen Hilfsorganisation USAID. „Die Bauern wissen zum Teil gar nicht, wie und wo sie ihre Waren verkaufen könnten“, sagt Ward. Neben Informationen darüber müsse die internationale Staatengemeinschaft die Produzenten von Agrikulturen aber auch mit der entsprechenden Infrastruktur ausstatten: „Sie brauchen Samen und Dünger, aber auch Straßen und Märkte.“

Zur Startseite