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Afghanistan: Struck geht von Unfall aus

Verteidigungsminister Peter Struck vermutet hinter der Munitionsexplosion in Afghanistan mit zwei getöteten Bundeswehrsoldaten weiter keinen Terroranschlag. Ein deutsches Untersuchungsteam soll bis Ende der Woche die Ursache klären. (27.06.2005, 14:20 Uhr)

Berlin/Kundus - «Wir gehen nach wie vor von einem Unfall aus», sagte er am Montag in Berlin. Unter Berufung auf den Kommandeur des Wiederaufbauteams in Kundus sagte Struck, es gebe keine Hinweise auf einen Anschlag. Neben den beiden Soldaten starben sechs afghanische Zivilisten. Struck sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Die Leichname der beiden Soldaten sollen am Mittwoch nach Köln übergeführt werden.

Nach offiziellen afghanischen Angaben hat es gegen das deutsche Wiederaufbauteam im nordafghanischen Kundus vor zwei bis drei Wochen Drohungen gegeben. Es seien Flugblätter verteilt worden, in denen ausländische Truppen zum Abzug aufgefordert worden seien, sagte Provinzgouverneur Muhammad Omar der dpa. Ansonsten, so habe es weiter geheißen, seien die Soldaten in Gefahr. Omar betonte aber, dass auch er nicht an einen Anschlag glaube.

Struck sagte, zweifellos sei die Lage in Afghanistan weder ruhig noch stabil. Die Entwaffnungsaktion im Distrikt Rustak, rund 120 Kilometer nordöstlich von Kundus, sei Routine gewesen. Seit dem 22. Juni hätten insgesamt 22 deutsche Soldaten die Waffenübergabe überwacht. Am Samstag seien dann beim Verladen von zwischengelagerter Munition gegen 16.30 Ortszeit drei Lastwagen zeitgleich explodiert. Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan sagte, dies könne daran gelegen haben, dass die Fahrzeuge dicht nebeneinander standen. Ferner seien Munition und Waffen in Afghanistan teilweise sehr alt.

Die Bundeswehr hilft der afghanischen Regierung seit längerem bei der international vereinbarten Entwaffnung der alten Armee. Auch unter Aufsicht deutscher Soldaten werden Munition und Waffen vernichtet oder an die neue Armee übergeben.

Struck sagte: «Wir trauern um einen Hauptfeldwebel und einen Oberfeldwebel, die beim Dienst in Afghanistan ihr Leben verloren haben.» Ihr Leichname sind nach Kabul gebracht worden und sollen an diesem Mittwoch nach Köln übergeführt werden. Ein verletzter deutscher Soldat und ein verletzter afghanischer Dolmetscher sollten noch am Montag ins Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz transportiert werden. Beide sind nicht in Lebensgefahr. Zwei andere verletzte deutsche Soldaten erlitten einen Schock und werden am Ort versorgt.

Auch das Einsatzkommando der Bundeswehr (Potsdam) vermutet weiterhin einen Unfall, schließt einen Anschlag aber nicht aus, «weil es bei der Verladung von Munition immer Schwachpunkte gibt». Eine Sprecherin der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (Isaf) hatte einen gezielten Angriff nicht ausgeschlossen. Der Sicherheitschef der Provinz Tachar, Ghulam Hasrat, sagte der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok: «Die Fahrzeuge könnten mit einer ferngezündeten Bombe in die Luft gesprengt worden sein.»

In Rustak hatte es Ende Mai möglicherweise im Zusammenhang mit der Vernichtung von Drogenanbau-Feldern schwere Unruhen mit mehreren Toten gegeben. Die Bundeswehr hat im Rahmen der Isaf-Truppe gut 2000 Soldaten in Afghanistan stationiert. Der Hauptteil ist in der Hauptstadt Kabul. (tso) (tso)

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