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Politik: Afghanistan: Taliban erlauben Diplomaten Kontakt mit Gefangenen

Die Diplomaten-Reise zu den festgenommenen acht Ausländern in Afghanistan, unter ihnen vier Deutsche, hat sich verzögert. Trotz einer mündlichen Zusage der Taliban wurden die nötigen Visa von der Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zunächst nicht erteilt.

Die Diplomaten-Reise zu den festgenommenen acht Ausländern in Afghanistan, unter ihnen vier Deutsche, hat sich verzögert. Trotz einer mündlichen Zusage der Taliban wurden die nötigen Visa von der Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zunächst nicht erteilt. Dennoch herrschte am Donnerstag Optimismus, die Gefangenen freizubekommen. Die Verzögerung wurde mit möglichen Diskussionen innerhalb des Talibanregimes interpretiert. Die Visa würden erst erteilt, wenn es auch eine Lösung gebe, hieß es.

Zugleich sagte ein Vertreter der radikalislamischen Taliban-Regierung zu, dass Diplomaten aus Deutschland, Australien und den USA in Kürze Zugang zu den inhaftierten Mitarbeitern des Hilfswerks Shelter Now International (SNI) erhalten werden. Die Diplomaten könnten auch das Beweismaterial sehen, das die wegen angeblicher verbotener Missionstätigkeit verhafteten Ausländer belaste.

Wann die Visa für die Diplomaten im pakistanischen Islamabad eintreffen würden, war am Donnerstag zunächst unklar. Der nächste UNO-Flug nach Kabul findet erst am Sonntag statt, doch könnten die Diplomaten auch über den Landweg von Islamabad nach Afghanistan reisen. Die afghanische Botschaft in Pakistan teilte mit, die Visa sollten noch im Laufe des Donnerstags ausgestellt werden. Die Botschaft brauche zuvor aber weitere Informationen über die einreisenden Diplomaten. Unterdessen durften drei festgenommene Frauen vorübergehend in ihre Wohnungen zurückkehren. Sie wurden von Wachmännern begleitet und verließen ihr Haus später mit mehreren Koffern.

Die 24 festgenommenen Mitarbeiter - vier Deutsche, zwei Amerikaner, zwei Australier und 16 Afghanen - werden der Missionierung zum Christentum beschuldigt. Shelter Now weist den Vorwurf zurück. Sprecher Esteban Witzemann bekräftigte im Norddeutschen Rundfunk, die im Büro der Hilfsorganisation beschlagnahmten Bibeln hätten lediglich dem persönlichen Gebrauch gedient. Auch religiöse Gespräche hätten lediglich im privaten Kreis stattgefunden. Versuche, die Einheimischen zum Christentum zu bekehren, habe es nicht gegeben.

Nach Dekreten von Talibananführer Mullah Mohammad Omar ist es allerdings schon strafbar, Literatur über andere Religionen öffentlich zugänglich zu machen. Die Aufbewahrung im Shelter-Büro könnte von der Religionspolizei der Taliban bereits als Anklagegrund benutzt werden. Die acht Ausländer werden in einer Besserungsanstalt festgehalten, die 16 Afghanen an einem unbekannten Ort.

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