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© AFP

Afghanistan: Über 80 Tote bei Selbstmordanschlag

In Kandahar hat ein Mann eine Bombe gezündet und sich damit in die Luft gesprengt. Mitten in der Menschenmenge kam es zu einer gewaltigen Explosion. Unter den Opfern ist auch ein Kommandeur, der lange gegen die Taliban gekämpft hatte.

Bei einem der schlimmsten Anschläge in der Geschichte Afghanistans sind in der Stadt Kandahar am Sonntag mindestens 80 Menschen getötet und etwa 90 weitere verletzt worden. Provinzgouverneur Assadullah Chalid machte die radikalislamischen Taliban für den Selbstmordanschlag verantwortlich. Die Bombe detonierte in einer Gruppe von etwa fünfhundert Menschen, die sich nach einem Bericht eines Augenzeugen einen Hundekampf anschauten. 

"Der Selbstmordanschlag ging von den Taliban, den Feinden Afghanistans aus", sagte Chalid. Das Innenministerium in Kabul erklärte, es seien sogar mehr als 80 Menschen getötet und mindestens 50 ernsthaft verletzt worden. "Einige der Verwundeten befinden sich in einem kritischen Zustand, deshalb ist es möglich, dass die Zahl der Toten noch ansteigt", erklärte das Ministerium. Ein Krankenhaus-Sprecher sagte, insgesamt seien etwa 90 Menschen in das zivile Hospital der Stadt und das Militärkrankenhaus eingeliefert worden.

Rund 500 Menschen am Unglücksort

Rund 500 Männer und Jungen hatten sich am Morgen in einem Außenbezirk von Kandahar zu einem Hundekampf versammelt. Die grausamen Wettbewerbe sind in Afghanistan insbesondere im Winter sehr populär. Die Taliban hatten während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 den Wettkampf als "unislamisch" verboten. "Der Kampf hatte gerade zwischen zwei Hunden begonnen. Plötzlich hörte ich eine laute Explosion in der Nähe eines Polizeiautos. Dann sah ich nur noch Tote und Verletzte", berichtete Augenzeuge Abdul Karim. Nach der Explosion lagen zerfetzte Körper, Fahrräder, Schuhe, Turbane und Mobiltelefone, die teilweise klingelten, am Tatort verstreut. Mehrere Polizeiautos wurden durch die Wucht der Detonation zerstört.

Ein Taliban-Sprecher wollte sich zunächst nicht zu der Tat äußern. Der Chef des Regionalrats von Kandahar, Wali Karsai, sagte: "Wer sonst macht Selbstmordanschläge?" Der Attentäter habe sich unter die Schaulustigen gemischt, erklärte Wali Karsai, der auch der Bruder von Präsident Karsai ist.

Der Anschlag gilt als schlimmster in der Geschichte Afghanistans

Die südliche Provinz Kandahar war 1996 als erste in die Hände der Taliban gefallen, die in der Folge die Macht im ganzen Land übernahmen. Ende 2001 wurden die militanten Islamisten von einer US-geführten Koalition entmachtet.

Der Anschlag gilt als der schlimmste in der Geschichte Afghanistans. Im vergangenen November waren bei einem Selbstmordattentat nahe einer mit deutschen Geldern gebauten Zuckerfabrik in der Provinz Baghlan 79 Menschen getötet worden, 59 von ihnen Kinder. Sie waren zu der Fabrik nahe der Ortschaft Pul-i-Chumri gekommen, um eine Parlamentsdelegation zu begrüßen.

Deutsche Regierung verurteilt Anschlag

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte in Berlin: "Ich bin tief bestürzt über den Anschlag in Kandahar, bei dem zahlreiche Menschen ihr Leben verloren. Die Bundesregierung verurteilt dieses feige Attentat." Deutschland teile die Trauer und Bestürzung des afghanischen Volkes. "Wir sind in Gedanken bei den Familien und Freunden der Opfer." Mit diesem Anschlag solle Angst und Terror unter der Zivilbevölkerung verbreitet werden, erklärte Steinmeier weiter. Die internationale Gemeinschaft werde sich in ihrem Einsatz für das afghanische Volk jedoch nicht beirren lassen. (dm/AFP)

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