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Politik: Afghanistan: Unter Einsatz ihres Lebens

Drei Milliarden Dollar sind dem zerstörten Afghanistan am ersten Tag der Geberkonferenz in Tokio zugesagt worden. Was genau mit dem Geld geschieht, wie viel davon für den Aufbau von Schulen oder Straßen ausgegeben werden soll oder für ein funktionierendes Rechtssystem, das muss noch verhandelt werden.

Drei Milliarden Dollar sind dem zerstörten Afghanistan am ersten Tag der Geberkonferenz in Tokio zugesagt worden. Was genau mit dem Geld geschieht, wie viel davon für den Aufbau von Schulen oder Straßen ausgegeben werden soll oder für ein funktionierendes Rechtssystem, das muss noch verhandelt werden. Einig sind sich Experten aber darüber, dass zuerst in die Sicherheit des Landes investiert werden muss. Die UN-Schutztruppe ist bislang nur in der Hauptstadt Kabul stationiert, im Rest Afghanistans ist die Lage nicht kalkulierbar. Eine flächendeckende Hilfe ist unter diesen Bedingungen nicht möglich.

Zum Thema Dokumentation: Kampf gegen Terror Fotos: Osama Bin Laden, Krieg in Afghanistan So beschießen sich zum Beispiel seit Sonntag Anhänger zweier Fraktionen der Nordallianz. Die einen sind Sympathisanten des früheren Präsidenten Rabbani, die anderen Anhänger des usbekischen Kriegsherrn General Dostum, und sie kämpfen 60 Kilometer nordwestlich der Stadt Kundus um die Herrschaft in einem Bezirk. Mindestens elf Menschen seien bisher getötet worden, meldet die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP. Beide Parteien sind Partner in der afghanischen Regierung.

Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl Lamers, kritisierte am Montag die Absicht von Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, die zugesagten 320 Millionen Euro aus Deutschland in den Aufbau von Schulen zu stecken. Wichtiger sei es, zunächst eine funktionierende Justiz und Polizei zu schaffen.

Dass die Lage in der afghanischen Provinz unberechenbar ist, davon berichten auch Hilfsorganisationen. "Unser Büro in Kandahar ist neulich unerwartet geplündert worden", sagt Jörn Kalinski von Oxfam International, "mal ist es ruhig, mal nicht". Oxfam arbeitet seit 1998 auch in Shahr-i-Buzurg im Nordosten des Landes. Die Helfer, die dort Nahrungsmittel verteilten, seien ebenfalls nicht immer sicher, so Kalinski. Das Welternährungsprogramm der UN liefert seit Dezember keinen Weizen mehr in die Region.

Falls die deutsche Sektion von Oxfam von den zugesicherten 320 Millionen Euro etwas erhält, sollen damit afghanische Hilfsorganisationen unterstützt werden. Welche das sein werden und wo im Land die Hilfe am nötigsten ist, darüber ist man sich laut Kalinski noch nicht im Klaren.

Hans-Joachim Preuss, der für die Deutsche Welthungerhilfe (WHH) an der Konferenz in Tokio teilnimmt, sagt, dass es für seine Organisation ebenfalls "noch keine konkreten Ansatzpunkte" für den Einsatz der Hilfsgelder gebe. Die WHH arbeitet seit 1994 in Afghanistan, sie hat unter anderem Stützpunkte in den Städten Herat, Jalalabad und Masar-i-Scharif. Die WHH verteilt dort Nahrungsmittel, demnächst soll die nächste Getreideaussaat organisiert werden. "Es ist nötig, dafür überhaupt erst einmal zu werben", sagt Preuss, bisher sei der Opium-Anbau immer noch lukrativer als der von Getreide, und Mohnsamen gebe es noch genug in Afghanistan.

Preuss befürchtet, dass die Hilfsorganisationen der UN, die allesamt in Afghanistan keine Stützpunkte haben, einen großen Teil der Hilfsgelder allein für den Aufbau ihrer Büros brauchen.

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