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Politik: Afghanistan: Verwirrung um Einsatz ausländischer Truppen

London hat Presseberichte dementiert, wonach die Verzögerungen bei der Entsendung weiterer britischer Soldaten nach Afghanistan auf Meinungsverschiedenheiten mit den USA zurückzuführen sind. Er habe die Berichte in der "Times" und im "Independent" mit "gewisser Verwunderung" gelesen, sagte Außenminister Jack Straw am Dienstag dem Radiosender BBC.

London hat Presseberichte dementiert, wonach die Verzögerungen bei der Entsendung weiterer britischer Soldaten nach Afghanistan auf Meinungsverschiedenheiten mit den USA zurückzuführen sind. Er habe die Berichte in der "Times" und im "Independent" mit "gewisser Verwunderung" gelesen, sagte Außenminister Jack Straw am Dienstag dem Radiosender BBC. Die britischen Soldaten in Afghanistan stünden unter US-Kommando. Es gebe zwar Diskussionen über die Stationierung der Soldaten, aber keinen Streit.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: Wege jenseits der Bomben Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Den Zeitungen zufolge wollen die USA vor allem die Suche nach dem mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden und Taliban-Führern vorantreiben, während London einen "humanitären Schwerpunkt" des Militäreinsatzes anstrebt. Die Verzögerungen bei weiteren Truppenentsendungen hätten weniger mit dem Widerstand der afghanischen Nordallianz als mit Bedenken Washingtons zu tun, schrieb die "Times" unter Berufung auf einen Mitarbeiter des britischen Verteidigungsministeriums. 6000 britische Soldaten stehen auf Abruf bereit. In der vergangenen Woche waren rund hundert britische Elitesoldaten auf dem Flughafen Bagram nördlich von Kabul stationiert worden. Nach offiziellen Angaben sollen sie dort humanitäre Hilfe für die Not leidende Bevölkerung vorbereiten. Das am Freitag nach Afghanistan geschickte britische Vorauskommando stieß jedoch auf Vorbehalte der Nordallianz, die weite Teile des Landes mit Unterstützung der USA und Großbritanniens erobert hatte.

Im Süden Usbekistans warten indes 60 französische Soldaten auf ihren Einsatz. Ihre Ziele sind der Aufbau einer Luftbrücke für Hilfsgüter zwischen Usbekistan und der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif, die Sicherung des dortigen Flughafens und die Räumung von Minen in der Stadt und ihrer Umgebung. Usbekistans Präsident Islam Karimov hatte den USA und ihren Verbündeten am 25. Oktober Unterstützung zugesagt. Seit Wochen allerdings ist nichts Konkretes passiert. Jeden Tag heißt es von Seiten des usbekischen Außenministeriums, die streng bewachte Grenze zum Nachbarland Afghanistan werde für Hilfstransporte geöffnet, aber die Grenze ist noch immer geschlossen.

Das Hilfskonzept muss unter Umständen nun mit Unterstützung Usbekistans neu überdacht werden. Die Usbeken hätten Angst, Vertreter der im Norden Afghanistans vertriebenen Taliban oder ihre islamistischen Mitkämpfer könnten sich auf usbekisches Gebiet flüchten, sagen ausländische Beobachter. "Wir öffnen die Grenze erst, wenn wir absolut sicher sein können, dass sich die Situation in Masar-i-Scharif stabilisiert hat und kein einziger Taliban mehr durch die Region streift", zitiert "Le Figaro" einen usbekischen Regierungssprecher. Auch Präsident Karimow ließ bereits mehrfach erkennen, dass sein Engagement in der Anti-Terror-Allianz Grenzen hat. Anläßlich der Ankunft der 60 französischen Soldaten erklärte Karimow am Montag: "Ich habe davon nichts gewußt, niemand in der Regierung hatte davon Kenntnis und auch keiner der Verantwortlichen in anderen Bereichen."

Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Kris Janowski, forderte indes zum Schutz humanitärer Hilfseinsätze eine militärische Absicherung von Straßen und Flughäfen in Afghanistan. Das UNHCR werde eine Luftbrücke nach Bagram nördlich von Kabul und vielleicht auch in andere Städte Afghanistans organisieren, sobald dies möglich sei, sagte Janowski im DeutschlandRadio Berlin. Der Norden Afghanistans sei jetzt offen für humanitäre Hife. Es bleibe aber die Sorge vor einem Krieg und der Flucht der Menschen aus dem Süden Afghanistans nach Pakistan. Janowski verwies zudem auf die Gefahr, dass sich die entmachteten Taliban in Flüchtlingslagern unter die anderen afghanischen Flüchtlinge mischen könnten. Das Zusammenleben von Flüchtlingen und bewaffneten Kämpfern in einem Lager müsse verhindert werden.

sah

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