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Afghanistan: Zwei deutsche Journalisten getötet

Erstmals seit der Befreiung Afghanistans von den Taliban vor fünf Jahren sind deutsche Journalisten in dem Land getötet worden. Die beiden Journalisten waren offenbar auf eigene Faust durchs Land gereist.

Kabul/Bonn - Die Journalisten waren zwei freie Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW). Unbekannte überfielen die 30-jährige Karen Fischer und den 38-jährigen Christian Struwe in der Nacht zum Samstag gegen 01:20 Uhr Ortszeit in ihrem Zelt und erschossen sie mit einem Schnellfeuergewehr, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul mitteilte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem "schrecklichen Verbrechen", dessen Täter "zur Rechenschaft gezogen werden" müssten. Fischer und Struwe waren nach Angaben des Innenministeriums auf dem Weg nach Bamijan, wo die fundamentalistischen Taliban im März 2001 weltberühmte Buddha-Figuren gesprengt hatten. Die Leichen der Deutschen wurden nach Kabul gebracht.

"Erstmals seit dem Sturz der Taliban sind in Afghanistan deutsche Journalisten getötet worden, es handelt sich um zwei freie Mitarbeiter der Deutschen Welle", hieß es auf der DW-Website. Ein Sprecher des Senders sagte, Fischer habe als Journalistin in der Vergangenheit wiederholt Beiträge für das Programm der Deutschen Welle recherchiert, Struwe sei als Techniker tätig gewesen. Die jüngste Reise, bei der sie im Norden Afghanistans unterwegs waren, erfolgte nach den Angaben des DW-Sprechers nicht im Auftrag des deutschen Auslandssenders.

Ein DW-Mitarbeiter in Afghanistan, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, die Täter hätten das Auto, die Reisepässe und das meiste Gepäck der Journalisten bei den Opfern zurückgelassen. Fischer und Struwe befanden sich nach Angaben des Sprechers des Innenministeriums in der Provinz Baghlan und hatten ihr Zelt im Bezirk Tala Wa Barfak aufgeschlagen. Der DW-Mitarbeiter sagte, die Reporter seien auf dem Weg nach Bamijan gewesen, um dort an einer Geschichte über die historischen Stätten der Region zu arbeiten.

Isaf bestätigt Tode

Die NATO-geführte Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) bestätigte den gewaltsamen Tod eines Mannes und einer Frau. Die Journalisten seien auf eigene Faust in der Region unterwegs und nicht an die Isaf angebunden gewesen, sagte ein Isaf-Sprecher in der afghanischen Hauptstadt. Die Provinz Baghlan gilt als relativ ruhig im Vergleich zum Süden und Osten Afghanistans, wo Taliban-Überfälle an der Tagesordnung sind.

Die Leichen der Ermordeten wurden nach Angaben von Provinzgouverneur Said Ekramuddin Massumie zunächst in die Stadt Pul-i-Chumri gebracht. Dort überprüften Regierungsstellen Personalpapiere, in denen sie als Reporter ausgewiesen waren. Die Leichen seien dann nach Kabul gebracht worden, fügte der Provinzgouverneur hinzu. "Der grausame und sinnlose Tod unserer Landsleute bestärkt uns in unserer Verpflichtung, die afghanische Regierung in ihrem Einsatz für Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit zu unterstützen", erklärte Steinmeier in Berlin. (tso/AFP)

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