zum Hauptinhalt

Afghanistan: Zwei Nato-Soldaten bei Selbstmordanschlag getötet

Einen Tag vor dem Nato-Gipfel in Riga, auf dem es um die Zukunft der Internationalen Schutztrupe für Afghanistan gehen wird, sind erneut Soldaten der Allianz bei dem von ihr kommandierten Einsatz getötet worden.

Kandahar/Dresden - Ein Selbstmordattentäter riss bei einem Anschlag auf einen Konvoi im Süden Afghanistans nach Angaben der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) zwei Soldaten mit in den Tod. Die Isaf selber machte keine Abgaben über deren Nationalität; laut örtlicher Polizei handelt es sich um Kanadier. Es war der zweite Selbstmordanschlag innerhalb von 24 Stunden. Die islamistischen Taliban-Rebellen übernahmen die Verantwortung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte unterdessen an, dass sie in Riga für Verständnis für die deutsche Zurückhaltung gegenüber Kampfeinsätzen im Süden werben werde.

Der Selbstmordanschlag sei "von einem unserer Mudschahedin" begangen worden, sagte Taliban-Sprecher Jussef Achmadi. Laut Isaf-Sprecher fuhr der Selbstmordattentäter nahe der Stadt Kandahar mit seinem präparierten Fahrzeug in den Isaf-Konvoi hinein. Dabei wurden laut Polizei ein weiterer Soldat der Schutztruppe sowie ein afghanischer Nomade verletzt. Der Sprengsatz explodierte in der Nähe eines Zeltlagers der Nomaden, wobei auch 15 Kamele getötet wurden. In dem Gebiet von Kandahar sind vor allem niederländische, britische und kanadische Soldaten im Einsatz. Die Provinz, in der in diesem Jahr die größte Zahl der Selbstmordanschläge verzeichnet wurde, gilt als Hochburg der Taliban. Erst am Sonntag waren bei einem Selbstmordattentat im Südosten 15 Afghanen getötet worden. In diesem Jahr wurden bisher etwa 120 Soldaten der Isaf getötet.

Merkel: "Keine ungefährliche Verantwortung"

Merkel will in Riga die deutsche Zurückhaltung gegenüber Bundeswehr-Einsätzen im Süden erläutern. "Ich werde beim Nato-Gipfel sehr deutlich machen, dass wir ein hohes Maß an Verantwortung in Afghanistan übernehmen, und es ist auch keine ungefährliche Verantwortung", sagte sie der "Sächsischen Zeitung". Das deutsche Mandat für die Isaf-Truppe in Afghanistan lasse begrenzte Einsätze in der südlichen Kampfzone zu. "Wir erfüllen unser Mandat, das im übrigen die Möglichkeit von begrenzten Hilfsleistungen im Süden mit einschließt", sagte die Regierungschefin. "Wir würden uns und auch allen anderen keinen Gefallen tun, wenn wir den Norden vernachlässigten, um im Süden zu helfen." Sie verwies darauf, dass Deutschland mit rund 2800 Soldaten der drittgrößte Truppensteller in Afghanistan sei.

In den vergangenen Monaten hatte es Kritik daran gegeben, dass Deutschland den Einsatz der Bundeswehrsoldaten auf den vergleichsweise ruhigen Norden Afghanistans begrenzt, während die Lage vor allem im Süden von einer Serie von Gewalttaten geprägt ist. Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer nahm Deutschland in einem Interview in Schutz. Die deutschen Soldaten erfüllten ihren Auftrag in Afghanistan in vorbildlicher Weise, sagte er der "Bild"-Zeitung: "Sie spielen eine Schlüsselrolle für die Stabilität im Norden." Dies dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. In einer Notsituation sollten aber alle Verbündeten überall im Rahmen ihrer Möglichkeiten aushelfen können. Deutschland sei größter Nato-Truppensteller und habe seinen Beitrag in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. "Da kann man wohl kaum von fehlendem Willen der Bundesregierung sprechen." (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false