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Afrika: Liberias Ex-Präsident gefasst

Kurz nach seiner Flucht aus dem Exil ist der mutmaßliche Kriegsverbrecher und Ex-Präsident von Liberia, Charles Taylor, in Nigeria von der Polizei festgenommen worden.

Abuja/Nairobi - Nach massivem internationalem Druck ist der in Nigeria untergetauchte mutmaßliche Kriegsverbrecher und Ex- Präsident von Liberia, Charles Taylor, von der Polizei festgenommen worden. Taylor habe versucht, am frühen Mittwochmorgen in einem goldfarbenen Geländewagen mit Diplomatenkennzeichen die Grenze nach Kamerun zu überqueren, berichtete Mohamed Bello, ein Einwanderungsbeamter in der Stadt Maiduguri im Nordosten Nigerias. Er sei zusammen mit seiner Frau festgenommen worden, sagte Bello. Als die Beamten ihn kontrollieren wollten, seien die Fahrer seiner Motorradeskorte geflohen. Taylor habe ein traditionelles weißes Gewand getragen.

Der Weltsicherheitsrat in New York hatte sich am Dienstag «besorgt» über Taylors Verschwinden geäußert. Die USA hatten von Nigeria Auskunft über den Verbleib Taylors verlangt und die Forderung bekräftigt, ihn an das von den UN unterstützte Sondergericht für Sierra Leone zu überstellen. Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo hielt sich am Mittwoch in den USA auf. Das Weiße Haus hatte am Dienstag nicht bestätigen wollen, dass es tatsächlich zu einem geplanten Treffen mit US-Präsident George W. Bush kommen würde.

An Handel mit "Blutdiamanten" bereichert

Nach der Festnahme Taylors war zunächst unklar, wohin er gebracht werden sollte. Als Liberia seine Auslieferung aus dem Exil in Nigeria beantragte, bot das Land an, er könne von liberianischen Sicherheitskräften abgeholt werden. Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf lehnte dies wegen Sicherheitsbedenken ab. Sie sprach sich dafür aus, ihn an das Sondergericht für Sierra Leone auszuliefern.

Taylor werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Er soll unter anderem die Rebellenbewegung RUF in Liberias Sierra Leone unterstützt haben, die dafür bekannt war, ihren Opfern beide Arme abzuschlagen oder die Lippen abzuschneiden. Die Rebellen wollten durch Terror ganze Landstriche entvölkern, in denen Diamantvorkommen vermutet wurden. Taylor soll sich am illegalen Handel mit so genannten Blutdiamanten massiv bereichert haben.

Der 58-Jährige war am Wochenende aus seiner Villa im Exil in der nigerianischen Küstenstadt Kalabar geflohen, wo er seit 2003 im Exil lebte. Sein Rückzug ins Exil ermöglichte das Ende des 14 Jahre dauernden Bürgerkriegs in Liberia. (tso/dpa)

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