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Mauretanien

© dpa

Afrika: Militär putscht in Mauretanien

Eineinhalb Jahre nach den ersten freien Wahlen im Land ist die Hoffung auf Demokratie in Mauretanien schon wieder am Boden: Der Staatsstreich wirft den Wüstenstaat zurück in die Zeit der Militärputsche.

Die Demokratie in Mauretanien währte nicht einmal anderthalb Jahre. Als Sidi Ould Cheikh Abdallahi im März 2007 die erste freie Wahl in der Geschichte des Wüstenstaats gewann und neuer Präsident wurde, schien für Mauretanien eine neue Ära angebrochen zu sein. Ausgerechnet das Land, das seit der Unabhängigkeit 1960 durch zahllose Militärputsche und das autoritäre Regime des langjährigen Präsidenten Maouia Ould Taya (1984-2005) geprägt war, spielte plötzlich die Rolle eines demokratischen Vorbilds in der arabischen Welt und eines Hoffnungsträgers für Afrika.

Die Machtergreifung durch das Militär machte den Hoffnungen nun jedoch ein jähes Ende. Der Staatsstreich warf Mauretanien in die Zeit der Militärputsche zurück, die Afrika längst hinter sich gelassen zu haben schien. Für die Demokratie auf dem afrikanischen Kontinent bedeutete der Sturz von Mauretaniens erstem freigewählten Präsidenten einen schweren Rückschlag.

Die Bevölkerung reagierte auf den Putsch jedoch mit einer bemerkenswerten Gleichgültigkeit. Die Euphorie, die der Sturz des Regimes von Ould Taya vor drei Jahren und die anschließende Einführung der Demokratie ausgelöst hatte, war längst verflogen. Ein großer Teil der 3,3 Millionen Mauretanier sah seine Hoffnungen enttäuscht. Das Ansehen des Präsidenten war beinahe kontinuierlich gesunken.

Die Rallye Dakar abgeblasen, die Touristen blieben aus

Der Putsch kam nicht ganz aus heiterem Himmel. Abdallahi (70) hatte bei seinen Gegnern schon immer im Verdacht gestanden, ein Mann des alten Regimes von Ould Taya zu sein, dem er dereinst als Minister gedient hatte. Dann kam die Bedrohung durch den islamistischen Terror hinzu. Ende Dezember 2007 ermordete ein Terrorkommando vier französische Urlauber. Die auch durch Mauretanien verlaufende Rallye Dakar wurde abgesagt, dem Land blieben nun die Touristen weg.

Die erhofften Einnahmen aus der anlaufenden Ölförderung ließen auf sich warten. Die Bevölkerung litt unter dem Anstieg der Lebensmittelpreise. "Die Demokratie ist gut und schön, aber man kann sie nicht essen", sagte ein Oppositionspolitiker. Im Parlament erklärten 48 Abgeordnete ihren Austritt aus der Regierungspartei PNDD (Nationalpakt für Demokratie und Entwicklung). Sie warfen dem Präsidenten vor, über eine Stiftung seiner Frau Steuergelder in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.

Hohe Offiziere des Militärs beschuldigten derweil Abdallahi, den islamischen Terrorismus nicht energisch genug bekämpft zu haben. Zu den Kritikern gehörte auch General Mohammed Ould Abdel Aziz, der jetzt den Putsch anführte. Der Staatschef argwöhnte, dass die kritischen Offiziere mit den abtrünnigen Parlamentariern unter einer Decke steckten. Er entschied, die Militärführung abzusetzen. Dies war für die Putschisten das Zeichen zum Staatsstreich und zum Sturz des Präsidenten.

Hubert Kahl[dpa]

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