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Afrika-Reise: Merkel nennt Simbabwes Lage desaströs

Die Bundeskanzlerin setzt auf Vermittlerrolle des südafrikanischen Präsidenten Mbeki

Als die beiden Politiker die Treppe der Union Buildings in Pretoria hinabschreiten, sind zwei Dinge sichtbar: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Südafrikas Präsident Thabo Mbeki sind gleich groß – und verhandeln somit im wörtlichen Sinn auf Augenhöhe. Und sie unterhalten sich angeregt. In Englisch, ohne Dolmetscher.

Unbekannt sind sie ja einander nicht. Auch wenn dies Frau Merkels erste Afrika-Reise ist, hatte sie ihren südafrikanischen Kollegen doch schon des Öfteren getroffen und mit ihm gesprochen. Zuletzt beim G-8-Gipfel in Heiligendamm, zu dem auch die sich G-5 nennenden Schwellenländer Südafrika, China, Indien, Brasilien und Nigeria eingeladen waren. Mbeki sprach darüber nach dem Vier-Augen-Gespräch mit der Kanzlerin vor der Presse in Pretoria. „Diese Zusammenarbeit ist wichtig für die Behandlung der wichtigen Weltfragen und der vor uns allen stehenden Herausforderungen", sagte er. Und dann lobte er die deutsche Kanzlerin, dass sie „das in der Weltaufmerksamkeit schon abgedriftete Afrika wieder ins Zentrum gerückt hat“. Für Merkel als gegenwärtige Präsidentin der G-8 ist die Zusammenarbeit mit der Dritten Welt wichtig. Denn globale Probleme, so meint sie, müssten auch global beraten und gelöst werden.

Dabei aber gibt es in einer Reihe von Fragen noch sehr unterschiedliche Auffassungen. Die erste Welt sieht mehr die allgemeine Verantwortung, die dritte hingegen eher partikulare Interessen und betont dabei mehr die Solidarität miteinander. So hatte Südafrika als gegenwärtiges nicht ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates noch im Januar dieses Jahres gegen eine von den westlichen Ländern eingebrachte Resolution gestimmt, mit der die Militärherrscher in Birma zur Mäßigung in ihrem Verhalten gegen Regimekritiker aufgefordert wurden. Erst als es jetzt zum brutalen Polizeieinsatz gegen Demonstranten kam, veränderte Südafrika seine Position und bestellte den Botschafter des südostasiatischen Landes ein, um ihm das Missfallen Pretorias auszudrücken. Zwischen diesem Positionswechsel lag das G-8-Treffen in Heiligendamm. Somit gibt es also doch eine allmähliche Anpassung von Haltungen.

Noch nicht ganz so weit ist es offenbar in der Frage Simbabwes, die von Merkel und Mbeki bei ihrem Gespräch in Pretoria auf der Tagesordnung stand. Für die deutsche Kanzlerin ist die Lage im Reich von Robert Mugabe „desaströs". Mbeki hingegen wollte sich nicht so klar äußern. „Wir sind zuversichtlich, dass bei den gegenwärtig von Südafrika vermittelten Gesprächen zwischen der Regierung und der Opposition Simbabwes in allen Fragen bald Übereinkunft erzielt wird“, meinte er. Wichtig sei, dass es im März kommenden Jahres zu freien und fairen Wahlen komme und das Ergebnis hinterher von niemandem angezweifelt werde. Einen südafrikanischen Druck aber werde es nicht geben. Die Simbabwer hätten alles unter sich auszumachen. Die Kanzlerin aber machte in Pretoria deutlich, dass sie dennoch auf die Vermittlerrolle des südafrikanischen Präsidenten in dem von drastischen Menschenrechtsverletzungen erschütterten Nachbarland setzt.

Helmut Schneider[Johannesburg]

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