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Agenten-Enttarnung: Cheneys Stabschef war der Informant

Die "New York-Times"-Journalistin Judith Miller ist nach fast dreimonatiger Beugehaft wieder frei gelassen worden. Zuvor hatte sie ihr Schweigen in der Affäre um die Enttarnung einer CIA-Agentin gebrochen.

Washington - Die Quelle für eine geplante Geschichte im Zusammenhang mit der Enttarnung einer CIA-Agentin war der «New York Times» zufolge der Stabschef von US- Vizepräsident Dick Cheney, Lewis Libby, gewesen.

Miller betonte nach der mehrstündigen Vernehmung vor einer Grand Jury in Washington, dass sie auch weiterhin in Beugehaft geblieben wäre, wenn nicht ihr Informant sie schriftlich und telefonisch zu einer Aussage gedrängt hätte. «Ich hoffe, dass meine lange Haft zumindest dazu beiträgt, das Verhältnis von Journalisten zu ihren Quellen zu stärken», sagte die Reporterin, die sich als «glücklich, frei zu sein», aber auch als «sehr müde» bezeichnete.

Bis zum Freitag war unklar gewesen, welcher Regierungsmitarbeiter die CIA-Agentin Valerie Plame in Gesprächen mit der Presse enttarnt hatte. Plame ist mit dem ehemaligen Botschafter Joseph Wilson verheiratet, der die Bush-Regierung wegen der Begründungen für den Irak-Krieg kritisiert hatte. Wilson, US-Demokraten und Medien hatten den Verdacht geäußert, dass sich Regierungsbeamte mit der Enttarnung von Plame, die seitdem nicht mehr als verdeckte Agentin arbeiten kann, an ihrem Mann rächen wollten. US-Präsident George W. Bush hatte eine schonungslose Untersuchung des Falls und personelle Konsequenzen angekündigt, wenn sich herausstellen sollte, das jemand im Weißen Haus geplaudert hätte.

Im Fall Plame hatten mehrere Journalisten recherchiert. Ein Kollege von Judith Miller von der Zeitschrift «Time», Matt Cooper, dem ebenfalls Beugehaft angedroht worden war, entschloss sich in letzter Minute, einem Sonderermittler der Regierung wie verlangt Rede und Antwort zu stehen. Cooper wurde zuvor vom Stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus, Karl Rove, vom Versprechen des Stillschweigens entbunden. Dagegen ist der konservative Kolumnist Robert Novak, der den Namen der Agentin in einem Artikel enthüllte, weiter auf freiem Fuß.

Nach dem «Fall Plame» haben Politiker und Journalistenverbände einen besseren Schutz für Journalisten gefordert, die bei der Enthüllung von Skandalen darauf angewiesen sind, ihren Tipp-Gebern Vertraulichkeit zuzusichern. (tso/dpa)

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