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Politik: Aids: Jeder dritte HIV-infizierte ist jünger als 25 Jahre - Mangelnde Information behindert die Eindämmung der Krankheit

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat den Kampf gegen Aids für die nächsten Jahre zu seinem vorrangigen Ziel erklärt. Um die Aids-Katastrophe in den Entwicklungsländern zu stoppen, müsse endlich offen über die Immunschwächekrankheit und ihre Ansteckungswege geredet werden, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Dieter Garlichs, am Mittwoch in Berlin bei der Vorlage des Jahresberichts.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat den Kampf gegen Aids für die nächsten Jahre zu seinem vorrangigen Ziel erklärt. Um die Aids-Katastrophe in den Entwicklungsländern zu stoppen, müsse endlich offen über die Immunschwächekrankheit und ihre Ansteckungswege geredet werden, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Dieter Garlichs, am Mittwoch in Berlin bei der Vorlage des Jahresberichts. Demnach stecken sich in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren weltweit jede Minute sechs Menschen mit dem HI-Virus an. Mittlerweile sind zehn Millionen junge Leute HIV-infiziert, ein Drittel aller HIV-Infizierten insgesamt. Zudem werden bis zum Ende des Jahres 13 Millionen Kinder Mutter, Vater oder sogar beide Eltern durch Aids verloren haben. Die Studie wurde zeitlich beim Welt-Aids-Kongress in Durban vorgelegt.

Garlich sagte, gerade in den am stärksten von Aids betroffenen Ländern sei das Wissen über die Ansteckungswege sehr gering. Besonders bei Frauen und Mädchen fehle es an Information. Der deutsche Unicef-Geschäftsführer kritisierte in diesem Zusammenhang die in Durban geführte Diskussion um Medikamente gegen Aids und ihre Bezahlbarkeit. Dies lenke nur vom wahren Problem unzureichender Aufklärung ab. "Medikamente helfen nicht gegen Unwissenheit und mangelnde Information", sagte Garlichs. Zudem sollten sich die Industrieländer bei ihrer Entwicklungshilfe wesentlich stärker als bisher auf die Aids-Bekämpfung konzentrieren. Im deutschen Entwicklungshilfehaushalt seien beispielsweise lediglich 0,3 Prozent für die Aids-Prävention und -Behandlung vorgesehen, in den USA lediglich 1,7 Prozent.

Vor allem in den Ländern südlich der Sahara könnte nach Einschätzung von Unicef eine ganze Generation an Aids sterben oder verwaisen. In Südafrika wird die Immunschwächekrankheit nach Unicef-Angaben mehr als die Hälfte der heute 15-Jährigen töten, im am schlimmsten von Aids betroffenen Staat Botswana sogar zwei Drittel der heute 15-Jährigen. Damit sterben im südlichen Afrika heute zehn Mal mehr Menschen an Aids als durch Kriege. Mittlerweile wirke sich die rasante Ausbreitung der Immunschwächekrankheit auch verheerend auf die Bildungssysteme aus: So stünden in manchen Landstrichen ganze Schulen leer, weil die Lehrer an Aids gestorben sind. "Viele afrikanische Staaten stehen vor der größten sozialen Katastrophe ihrer Geschichte", sagte Unicef-Europadirektor Stephen Woodhouse.

Aids hat nach Angaben von Unicef auch Erfolge im Kampf gegen die Kindersterblichkeit teilweise zunichte gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten waren durch Massenimpfkampagnen und eine verbesserte Gesundheitsfürsorge die Überlebenschancen für Kinder in den ärmsten Ländern deutlich verbessert worden. Nun jedoch steige die Kindersterblichkeit in manchen Ländern bereits wieder. Laut Unicef sterben jeden Tag 30 000 Kinder unter fünf Jahren auf Grund mangelnder Ernährung, fehlendem Impfschutz oder durch Aids.

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