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Ingrid Betancourt

© AFP

Aktion "Jaque": Dramatische Bilder von Befreiung Betancourts

Die Befreiung von Kolumbiens Ex-Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt aus der Gewalt von Farc-Rebellen sorgt weiter für Aufsehen. Kolumbiens oberster Militär, General Mario Montoya, zeigte am Freitag Videobilder von der Befreiungs-Aktion "Jaque".

"Schach" nannten die Geheimdienstler und das Militär die riskante Befreiungsakttion der mehrere Jahre in Geiselhaft befindlichen Ingrid Betancourt. Am vergangenen Mittwoch, hatten sich Soldaten als Mitglieder einer regierungsunabhängigen Organisation und als Rebellen ausgegeben und so Betancourt und 14 weitere Farc-Geiseln, darunter auch drei Amerikaner befreit. In einem Hubschrauber wurden die Geiseln zu einem vermeintlichen Treffen mit einer internationalen Kommission geflogen. Tatsächlich wurden die mitfliegenden zwei Rebellen in der Luft überwältigt und die Geiseln kamen frei.

Die franko-kolumbianische Ex-Geisel Betancourt war am Freitag nach Paris geflogen. "Ich verdanke Euch alles, ich verdanke Euch mein Leben", sagte Betancourt am Freitag im Élysée-Palast in Paris, wo sie vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, seiner Frau Carla und zahlreichen Unterstützern begeistert empfangen wurde. Frankreich habe vor allem dazu beigetragen, dass das kolumbianische Militär auf eine gewaltsame Befreiung verzichtet habe.

Derartige Aktionen künftig schwer vorstellbar

Die bei ihrer Befreiung gemachten Aufnahmen stammten von einem Kamerateam, das aus Mitgliedern der kolumbianischen Sicherheitsdienste rekrutiert worden sei, die sich als Journalisten ausgaben, erklärte Montoya weiter. "Wir haben die Zeit des Wartens genutzt, um (durch die falschen Journalisten) das Vertrauen der Rebellen" zu gewinnen, sagte der General. Die Täuschung der Rebellen durch falsche Mitglieder einer regierungsunabhängigen Organisation und falsche Journalisten dürfte künftige Aktionen extrem erschweren, weil dabei bisher fast immer unabhängige Organisationen und auch Journalisten als Sicherheitsgarantie für die Rebellen teilgenommen haben. Für die unabhängigen Organisationen und für Journalisten dürfte es künftig noch gefährlicher werden, in Kolumbien zu arbeiten.

Mit der Veröffentlichung der Aufnahmen wollten die Streitkräfte einem Bericht des Schweizer Radiosenders RSR entgegentreten, die Freilassung Beantourts und 14 weiterer Geiseln, darunter drei Amerikaner, sei gegen die Zahlung eines Lösegeldes erfolgt und die spektakuläre Befreiungsaktion nach einer Täuschung der Rebellen frei erfunden. Auch Betancourt war skeptisch. "Das, was ich miterlebt habe, kann keine Inszenierung gewesen sein", sagte sie.

Vermeintliche Journalisten interviewen Rebellen

Auf den Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die vermeintlichen Journalisten versuchen, die beiden später festgenommenen Farc- Kommandanten zu interviewen. "Nur eine Frage, bitte", ist die Stimme eines der verkleideten Journalisten zu hören, aber der Farc- Kommandant sagt, das sei gegen die Regeln. Außerdem werden die mit Plastikbändern gefesselten Geiseln, darunter auch Betancourt, gezeigt, wie sie zu einem wartenden weißen Hubschrauber geführt werden. Einige der Geiseln verlangen aufgeregt, interviewt zu werden. Im Hintergrund stehen bewaffnete Rebellen.

Eine weitere Szene zeigt die Ungläubigkeit, Überraschung und dann das Lachen der Geiseln, als ihnen in dem bereits fliegenden Hubschrauber nach der Überwältigung der zwei mitreisenden Rebellen eröffnet wird, dass sie gerade befreit worden sind. Betancourt weint vor Erleichterung und eine der kolumbianischen Geiseln schreit immer wieder: "Zehn Jahre Warten, zehn Jahre Warten".

Lösegeldzahlungen reine Spekulation

Verteidigungsminister Manuel Santos wies den RSR-Bericht zurück, es sei ein Lösegeld von 20 Millionen Dollar (12,6 Millionen Euro) gezahlt worden. "Das wäre ja billig gewesen. Wir hatten den Farc schon 100 Millionen geboten, und sie haben das abgelehnt", sagte er. US-Präsident George W. Bush sei schon vergangene Woche über den bevorstehenden Befreiungsversuch informiert worden, weil es auch um drei Amerikaner gegangen sei, sagte Santos weiter.

Die USA hätten auch Hilfe geleistet, indem sie in den weiß lackierten Armeehubschrauber ein Gerät für Notsignale einbauten. Es hätten sich auch nicht näher bezeichnete US-Flugzeuge in der Luft über dem Einsatzgebiet befunden, so wie das schon bei anderen Geheimaktionen der Fall gewesen ist, fügte Santos hinzu. (dm/dpa)

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