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Politik: AKW Unterweser mit fragwürdigen Brennelementen? - möglicherweise gefälschte Papiere aus Sellafield

Im niedersächsischen Atomkraftwerk Unterweser sind möglicherweise umstrittene Brennelemente im Einsatz. Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) teilte am Montag nach einem eilig angesetzten Treffen seiner Beamten und Vertretern des Betreibers PreussenElektra mit, er könne Unregelmäßigkeiten bei der Fertigung der Brennelemente in der Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield nicht ausschließen.

Im niedersächsischen Atomkraftwerk Unterweser sind möglicherweise umstrittene Brennelemente im Einsatz. Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) teilte am Montag nach einem eilig angesetzten Treffen seiner Beamten und Vertretern des Betreibers PreussenElektra mit, er könne Unregelmäßigkeiten bei der Fertigung der Brennelemente in der Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield nicht ausschließen. Dabei handelt es sich möglicherweise um eine nicht einwandfreie Dokumentation der Prüfung, was aber keine Auswirkungen auf die Sicherheit haben soll. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" hatte berichtet, dass aus Sellafield 1996 vier Mischoxid-Brennelemente (Mox) mit gefälschten Papieren in das Akw Unterweser geliefert wurden.

Unterdessen ringt die rot-grüne Bundesregierung weiter um einen Konsens mit der Stromwirtschaft für den Ausstieg aus der Atomenergie. Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) unterstützte den Vorschlag von Kanzler Gerhard Schröder (SPD), statt einer von der Regierung anvisierte Laufzeit von 30 Jahren je Kraftwerk eine Gesamtstrommenge auf die einzelnen Reaktoren zu verteilen. Bislang hatte Trittin eine solches Modell öffentlich strikt abgelehnt. Eine Arbeitsgruppe von Vertretern der Regierung und der Stromwirtschaft soll nun Vorschläge für die Festlegung der Strommenge erarbeiten. Die Betreiber wollen eine Frist von 35 so genannten Vollastjahren durchsetzen, was in etwa 42 Kalenderjahren entspricht.

Trittin will sich an diesem Dienstag vom niedersächsischen Umweltministerium und der PreussenElektra über die Hintergründe der Lieferung der vier Mox-Brennelemente informieren lassen. Es sei zu prüfen, ob aus dem Vorfall Konsequenzen für Atommülltransporte gezogen werden müssten. Außer diesen vier Brennelementen ist dem Bundesumweltministerium keine weitere Lieferung aus Sellafield bekannt. Trittin sei über die Sicherheitsmängel sehr besorgt, sagte ein Sprecher. "Dabei scheint es sich um eine systematische Vernachlässigung von Sicherheitsstandards gehandelt zu haben."

Der Unterweser-Betreiber PreussenElektra hatte zuvor erklärt, es seien nur ordnungsgemäß hergestellte und geprüfte Brennelemente im Einsatz. Es gebe keine Mox-Brennelemente mit gefälschten Papieren aus britischer Fertigung, sagte Unternehmenssprecherin Petra Uhlmann in Hannover. Allerdings habe eine Überprüfung Defizite bei der Dokumentation der Qualitätssicherung beim Hersteller British Nuclear Fuels (BNFL) in Sellafield aufgezeigt. "Diese haben jedoch keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlage."

Die im Herbst 1999 bekannt gewordenen Manipulationen an Sicherheitsdokumenten in Sellafield hätten Mox-Brennelemente für japanische Kraftwerke betroffen. Im Kraftwerk Unterweser seien zwar ebenfalls vier, bei der BNFL gefertigte Brennelemente eingesetzt. Nach heutigem Kenntnisstand seien diese jedoch "spezifikationsgerecht gefertigt und kontrolliert" worden. Jüttner sagte, es gebe noch keine Klarheit. "Die Zahl der offenen Fragestellungen hat sich durch die heutige Arbeit eher erweitert".

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