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Al Gore: Keine öffentliche Rede

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore wird beim Klimakongress des Energiekonzerns EnBW auftreten. Zitiert werden will er nicht.

Berlin - Es ist der erste Besuch in Deutschland als Friedensnobelpreisträger: Am heutigen Dienstag wird der frühere US-Vizepräsident Al Gore beim 2. Klimakongress des Energiekonzerns EnBW auftreten. Allerdings nur halb öffentlich. Denn Medienvertreter müssen eine Einverständniserklärung unterzeichnen, dass sie lediglich aus dem etwa fünfminütigen Eingangsstatement Gores zitieren. Aus dem Vortrag, der ein Film geworden ist und Al Gore auch schon einen Oscar eingebracht hat, darf nicht zitiert werden. „Zuwiderhandlungen“ könnten „hohe Schadenersatzforderungen“ nach sich ziehen, heißt es in dem Schreiben.

Von wegen: „Sie fragen, Al Gore antwortet“. Mit diesem Slogan hatte EnBW den Kongress wochenlang beworben. Wenn Al Gore auf eine Frage eines Berliner Bürgers, die am Montag aus tausenden ausgewählt worden ist, antwortet, darf daraus zwar zitiert werden. Aber Gore darf dabei nicht fotografiert oder gefilmt werden. EnBW-Sprecher Roman Zurhold sagt: „Das geht ausschließlich auf die Agentur Al Gores zurück.“ Als Veranstalter wäre ihnen lieber gewesen, wenn Al Gore bei ihrem Kongress auch tatsächlich öffentlich geredet hätte.

Zurhold meinte, die etwas absurden Einschränkungen der Berichterstattung sollten dazu dienen, „Rechteverletzungen an Gores Vortrag zu vermeiden“. Worin die allerdings bestehen könnten, wenn aus dem vermutlich öffentlichsten Vortrag aller Zeiten, der als Film ein Millionenpublikum erreicht hat, zitiert wird, darauf hat auch der Münchner Anwalt und Urheberrechtsexperte Thorsen Bettinger auf Anhieb keine Antwort. Er weist darauf hin, dass ein eindeutig kenntlich gemachtes Zitat nun gerade keine Urheberrechtsverletzung darstelle. Schließlich gebe es ein Zitaterecht. Und auch aus einem Film dürfe selbstverständlich zitiert werden. Die Agentur von Al Gore sieht das offensichtlich anders. Dagmar Dehmer

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