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Al-Madain: Tragischer Irrtum: Dorfbewohner erschießen Polizisten

Durch ein Missverständnis sind im Irak 27 Menschen ums Leben gekommen: Dorfbewohner hielten Sicherheitskräfte in Zivil für Terroristen und eröffneten das Feuer. Die Polizisten schossen zurück.

Bagdad - Nach Armeeangaben stürmten Angehörige von zwei Einheiten des Innenministeriums einen Vorort von Al-Madain in der Nähe von Bagdad, um eine Geisel zu befreien. Da die Sicherheitskräfte Zivilkleidung trugen, hielten die Dorfbewohner sie für Terroristen. Der Hauptmann einer Armeebrigade, die das sinnlose Töten schließlich beendete, sagte, 25 Polizisten und zwei Zivilisten seien bei dem Gemetzel ums Leben gekommen.

Vier Dorfbewohner wurden festgenommen. Auf Grund der Verwirrung in dem Dorf war erst von einem Gefecht zwischen schiitischen Milizionären und sunnitischen Aufständischen die Rede gewesen. Zum Schicksal der Geisel wurde zunächst nichts bekannt.

Bei weiteren Anschlägen und Gefechten kamen zudem 16 weitere Menschen ums Leben. Ein Selbstmordattentäter tötete mit einer Autobombe in Bagdad zwei irakische Zivilisten. Ein Polizist vor Ort sagte, die amerikanischen Soldaten, denen der Anschlag gegolten habe, seien unverletzt geblieben. Die US-Armee berichtete, zwei ihrer Soldaten seien am Mittwoch durch einen Sprengstoffanschlag auf ihre Patrouille in Ost-Bagdad ums Leben gekommen. Ein weiterer US-Soldat starb bei einem Angriff nördlich von Bagdad.

In Al-Madain töteten Aufständische mit Handgranaten drei irakische Soldaten an einer Straßensperre. Elf weitere Menschen wurden verletzt, darunter sieben Zivilisten. In Kirkuk wurde ein Oberstleutnant der Polizei erschossen, der erst vor einem Monat einen Attentatsversuch überlebt hatte. In Jussufia südlich von Bagdad wurden drei Iraker durch Raketenbeschuss getötet.

Der nationale Sicherheitsberater des Irak, Muwaffak al-Rubai, erklärte unterdessen, er wolle die Akte Saddam so schnell wie möglich schließen. Er wolle nicht, dass alle zwölf Anklagepunkte gegen Ex- Präsident Saddam Hussein verhandelt würden, da sich die Iraker dadurch unnötig lange mit der dunklen Vergangenheit des Landes befassen müssten. Es sei ausreichend, wenn der ehemalige Machthaber nur wegen eines Verbrechens verurteilt werde.

Der Prozess gegen Saddam und sieben Mitangeklagte wegen eines Massakers in der irakischen Kleinstadt Dedscheel hat am 19. Oktober begonnen. Die nächste Sitzung soll am 28. November stattfinden. Al- Rubai war einer der wenigen Politiker, die dem Prozess beigewohnt hatten. Menschenrechtsorganisationen hatten zuvor erklärt, Saddam dürfe nicht wegen des Dedscheel-Massakers zum Tode verurteilt und dann eventuell hingerichtet werden, ohne dass seine anderen Verbrechen im Gerichtssaal zur Sprache kommen. (tso/dpa)

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