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Politik: Al Maliki nach Anschlägen unter Druck

Kairo - Im Irak vergeht inzwischen keine Woche mehr, ohne dass ein Sprengsatz auf einem Markt Dutzende von Zivilisten zerfetzt. Auch jetzt am Wochenende: Auf einem Markt in Bagdad fielen mindestens 137 Menschen einem solchen Anschlag zum Opfer.

Kairo - Im Irak vergeht inzwischen keine Woche mehr, ohne dass ein Sprengsatz auf einem Markt Dutzende von Zivilisten zerfetzt. Auch jetzt am Wochenende: Auf einem Markt in Bagdad fielen mindestens 137 Menschen einem solchen Anschlag zum Opfer. Da die großen unübersichtlichen Märkte nur schwer zu sichern sind, wagen sich viele Iraker dort schon gar nicht mehr hin. Doch wer die höheren Preise in den Geschäften nicht bezahlen kann, kommt trotzdem. Auch denken sich viele Iraker, „dass der Tod heutzutage sowieso an jeder Straßenecke lauern kann“.

Die Regierung von Ministerpräsident Nuri al Maliki macht islamistische Terrorgruppen und Anhänger des Regimes von Ex-Präsident Saddam Hussein für die grausamen Bluttaten gegen Zivilisten verantwortlich. Doch wenn es um die politische Verantwortung für die Gewalt und Anarchie im Lande geht, so stehen al Maliki und seine von Schiiten und Kurden dominierte Regierung mit am Pranger. Wer Sicherheit für die Menschen im Irak schaffen wolle, müsse auf Versöhnung setzen und dafür sorgen, „dass keine Gruppe die andere unterdrückt“, mahnt der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit. Das heißt in weniger diplomatischen Worten: Wenn die einst dominierende sunnitische Bevölkerungsminderheit von den Schiiten und Kurden entmachtet und diskriminiert wird, kann auf Dauer kein Friede an Euphrat und Tigris einkehren.

Auch US-Präsident George W. Bush, der in den ersten zwei Jahren nach der amerikanischen Invasion vor allem auf militärische Mittel gesetzt hatte, warnt al Maliki inzwischen in eindringlichem Ton, der Kampf um Bagdad sei nicht allein mit neuen Sicherheitsmaßnahmen und mehr Soldaten zu gewinnen. Doch wie schwer es für den Schiiten al Maliki ist, gegen die Radikalen im eigenen Lager vorzugehen, zeigt etwa die Haltung der Schiiten-Parteien Sciri, die über eine große Miliz verfügt. Der Sciri-Chef wirbt für die rasche Gründung einer mehrheitlich von Schiiten bewohnten Autonomieregion im Süd- und Zentralirak als „beste Lösung“, um sich von der katastrophalen Entwicklung in Bagdad abzukoppeln.

Anne-Beatrice Clasmann (dpa)

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