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US-Republikaner: Alle gegen die neue Nummer eins

Wer fordert Präsident Barack Obama heraus? Die Kandidaten laufen sich warm - und attackieren sich gegenseitig.

Die Zeit des Debattierens ist vorbei, nun naht die Phase der Entscheidung. In zweieinhalb Wochen beginnen die Abstimmungen über den nächsten Präsidenten der USA. In Iowa, einem Farmstaat im Mittleren Westen, findet traditionell der Auftakt bei der Nominierung der Kandidaten statt. Für die Demokraten tritt Amtsinhaber Barack Obama erneut an. Bei den Republikanern hat sich Newt Gingrichs Führung in den Umfragen gefestigt. Bei der letzten Fernsehdebatte der Konservativen in der Nacht zum Freitag richteten sich fast alle Angriffe auf den 68-Jährigen, der in den neunziger Jahren als „Speaker“ des Abgeordnetenhauses Gegenspieler des demokratischen Präsidenten Bill Clinton gewesen war.

Die härtesten Attacken kamen von den weniger aussichtsreichen Rivalen, die sich als die wahren Konservativen hervortun wollen, um die Parteibasis für sich zu gewinnen. Die Vertreterin der rechtskonservativen Tea-Party-Bewegung, Michele Bachmann, nannte Gingrich einen „typischen Washington-Insider“ und Lobbyisten, der seine politischen Kontakte zu Geld mache. Er habe 1,6 Millionen Dollar als Beratungshonorare vom halbstaatlichen Immobilienfinanzierungskonzern Freddie Mae kassiert, kritisierte Bachmann. Ron Paul, der libertäre Abgeordnete aus Texas, der am vehementesten eine drastische Reduzierung von Staat und Behörden fordert, monierte, dass Gingrich zu viele staatliche Sozialprogramme unterstützt habe. Er hielt Gingrich zudem vor, dass er die Unabhängigkeit der Justiz und die von der Verfassung vorgegebene Gewaltenteilung mit seiner Forderung untergrabe, der Kongress solle Richter absetzen, die unliebsame Urteile fällen.

Dank der Angriffslust der Kontrahenten hielt sich Mitt Romney, der Zweitplatzierte in den Umfragen, mit persönlichen Attacken zurück. Viele US-Wahlkampfexperten sagen voraus, dass auch Gingrichs Stern wieder sinken werde, je intensiver die Medien seine politische Karriere analysieren. Sie prognostizieren, dass Romney am Ende der republikanische Gegenkandidat zu Obama sein werde, weil er organisatorisch auf einen langen Entscheidungskampf in allen 50 Bundesstaaten besser vorbereitet sei.

In den jüngsten Tagen sind Gingrichs Umfragewerte zurückgegangen. In den nationalen Erhebungen führt er mit 33 Prozent vor Romney (23 Prozent) und Paul (zehn Prozent). In Iowa, wo konservative Christen den Ton angeben, liegt Gingrich mit 26 Prozent vorn. Romney kommt auf 18 Prozent, Paul auf 17 Prozent. Eine Woche nach der Entscheidung in Iowa wählt New Hampshire am 10. Januar. Der Ostküstenstaat ist säkular geprägt, das Interesse richtet sich auf Wirtschaftsfragen. Dort führt Romney mit 34 Prozent vor Gingrich (23 Prozent) und Paul (16 Prozent).

Die ersten Monate eines US-Wahljahres werden von der innerparteilichen Rivalität beherrscht. Erst wenn die Kandidaten beider Lager feststehen und auf den Parteikongressen zum Ende der Sommerpause offiziell bestätigt werden, wird daraus ein Lagerwahlkampf zwischen Demokraten und Republikanern. Romney hat laut Umfragen bessere Aussichten, Obama zu schlagen, als Gingrich.

Parallel zur republikanischen TV-Debatte hat der US-Kongress in der Nacht zum Freitag die drohende Zwangsschließung der Regierung aufgeschoben. Republikaner und Demokraten schlossen einen Budgetkompromiss. Die reduzierten Sätze für die Rentenbeiträge gelten zunächst für nur zwei Monate. Im Februar könnte der Konflikt erneut eskalieren.

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