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Politik: Allein an der Front

Die türkische Regierung fordert deutsche Waffenhilfe

Mit jedem Tag spürt die Türkei deutlicher, wie unangenehm es ist, nahe am Krisenherd Irak, aber weit weg von den westlichen Verbündeten zu sein. Die USA fordern von Ankara die möglichst rasche Bereitstellung von Stützpunkten und die Erlaubnis zur Truppenstationierung für den Feldzug gegen Saddam Hussein, doch auf Gegenleistungen der Partner warten die Türken bisher vergeblich. Washington vermeidet feste Zusagen über eine Wirtschaftshilfe nach dem Krieg, die Nato kann sich nicht zu einer militärischen Unterstützung für den Verbündeten an der Südostflanke des Bündnisses durchringen. Besonders die Weigerung Deutschlands, den Türken Patriot-Raketen zur Abwehr möglicher irakischer Angriffe zur Verfügung zu stellen, verstärkt in Ankara das Gefühl, von den Partnern allein gelassen zu werden.

Deshalb wurde jetzt der deutsche Botschafter Rudolf Schmidt zusammen mit seinen Kollegen aus Frankreich und Belgien ins türkische Außenamt einbestellt, wo türkische Diplomaten die Beistandsforderung ihres Landes erneuerten. Schmidt konnte nur darauf verweisen, dass Deutschland eine Beteiligung am Irak-Krieg ablehnt, seinen Bündnisverpflichtungen aber nachkommen will. Im Vordergrund steht nicht die militärische, sondern die psychologische Komponente des Streits. Wenn die Nato einen möglichen Angriff auf ihr Mitglied Türkei nicht als Angriff auf alle Mitglieder bewerte, dann sinke die Glaubwürdigkeit des Bündnisses „auf null“, sagt der türkische Außenminister Yasar Yakis.

Selbst in schwierigen Zeiten der deutsch-türkischen Beziehungen habe Ankara stets mit Respekt hervorgehoben, dass die Bundesrepublik der Türkei im letzten Golfkrieg mit Abwehrraketen und Jagdbombern des Typs Alpha-Jet geholfen habe, sagt ein westlicher Beobachter in Ankara. Sollte Deutschland jetzt in einer ähnlichen Situation die Unterstützung verweigern, würde Deutschland aus Sicht der Türken als Partner unglaubwürdig. Das könnte besonders dann gelten, wenn Berlin deutsche Soldaten in Awacs-Aufklärungsflugzeugen bei Einsätzen über der Türkei belässt, die Lieferung von Patriots an Ankara aber ablehnt.

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