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Alois Rainer.

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Politik: ALOIS RAINER, CSU

Ob es ihn stört, wenn er ständig auf seine große Schwester angesprochen wird? „Nein“, sagt Alois Rainer, „ich bin ja stolz auf sie.

Ob es ihn stört, wenn er ständig auf seine große Schwester angesprochen wird? „Nein“, sagt Alois Rainer, „ich bin ja stolz auf sie.“ Die Schwester ist Gerda Hasselfeldt, 63, CSU-Landesgruppenchefin, Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl, Merkel-Vertraute, Exministerin. Alois Rainer, 48, ist der kleine Bruder und seit dem 22. September ebenfalls für die CSU im Parlament. Rainer mag neu in Berlin sein, aber nicht neu in der Politik, schon familiär bedingt. In seiner Heimatgemeinde Haibach im Bayerischen Wald war er fast 18 Jahre lang Bürgermeister. Er muss das gut gemacht haben, mit 98 Prozent ist er beim letzten Mal wiedergewählt worden. Vor rund 30 Jahren saß der Vater schon im Bundestag. Ganze 36 Jahre war Alois Rainer senior auch noch Bürgermeister – bis er abgewählt wurde. Eine Lehre sei ihm das gewesen, sagt der Sohn, dass man „nicht ewig an einem Stuhl kleben“ sollte.

Vor zehn Jahren wollte er schon einmal etwas anderes machen. Doch bei der Nominierung für die Landtagswahl ist er unterlegen. Jetzt, sagt Rainer, war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Würde sein Vorgänger im Bundestag, Ernst Hinsken, aufhören, wollte er kandidieren, das war bekannt. Und diesmal gewann Rainer gegen seinen Mitbewerber. Vom unterlegenen Parteifreund spricht er voller Hochachtung. Überhaupt ist er keiner, der episch von sich selbst erzählt, sondern erst einmal die Leistung anderer würdigt.

Das dürfte bei der Arbeit mit dem Gemeinderat geholfen haben, und auch mit den Mitarbeitern. Der Metzgermeister Alois Rainer ist nämlich auch Unternehmer mit 35 Angestellten. Bis eine Woche vor der Wahl ist er jeden Morgen um vier Uhr aufgestanden, um vor der Politik noch in den Betrieb zu gehen. Aber damit ist Schluss: Der ältere Sohn leitet nun das Unternehmen. Der 26-Jährige ist selbst Metzgermeister, in vier Jahren, sagt der Vater, „übergebe ich ihm den Betrieb ganz“.

Jetzt freut er sich auf Berlin, auch wenn die hauptstadtarrogante Bedienung beim Gespräch im Café erst einmal so tut, als ob sie die Bestellung – „zwei Wasser bitte“ – wegen des bayerischen Zungenschlags nicht verstünde. Geht Bayern-Berlin nicht ohne Hickhack? Alois Rainer stört es nicht.

Er ist jetzt damit beschäftigt, sich neue Strukturen zu schaffen. „Das hier ist Neuland“, sagt er. Auch in der Fraktion: „Ich bin neu, ich muss mich hinten einordnen.“ Klar ist aber, er säße gerne im Ausschuss für Verkehr- und Infrastruktur, weil das sein Thema ist, und weil er etwas für seine Region bewirken kann. Und in die Fußballmannschaft des Bundestages, da würde er schon sehr gerne aufgenommen werden. Eine Wohnung hat er bereits, Mitarbeiter für das Berliner Büro ebenfalls. Rainer hat sich neue Leute gesucht, nicht die Angestellten seines Vorgängers übernommen. Er will seine eigenen Wege gehen, das gilt auch für die Beziehung zur Schwester.

Er werde „den Teufel tun“ und ihr ständig in den Ohren liegen. „Das Allerschlimmste“ für ihn wäre ohnehin, wenn jemand sagen würde, „du hast das nur geschafft, weil du der Bruder bist“. Ein paar Sachen machen sie aber doch zusammen. Zum „Abend der Begegnung“ beim Zentralverband des deutschen Handwerks, da fährt Alois Rainer jetzt im Wagen von Gerda Hasselfeldt mit. Ruth Ciesinger

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