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Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD)

© dpa/Federico Gambarini

Update

Altkanzler zu SPD und Sondierung: Schröder setzt Nadelstiche gegen Schulz

Altkanzler Gerhard Schröder lobt Andrea Nahles und Olaf Scholz als "gute Leute" bei der SPD. In einem Interview wünscht er sich zudem mehr Wertschätzung für Sigmar Gabriel.

Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stichelt inmitten der Neuaufstellung seiner Partei gegen den Vorsitzenden Martin Schulz. In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die "Zeit" empfiehlt er seiner Partei, sich nicht in Personaldebatten aufzureiben. Und fügt hinzu: "Bei der SPD gibt es gute Leute wie Andrea Nahles und Olaf Scholz." Schulz erwähnt er dabei nicht.

Dafür hebt Schröder besonders die Leistung des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel hervor. "Mich bedrückt, dass einer der Begabtesten, Sigmar Gabriel, nicht die Wertschätzung erhält, die er verdient", so der Altbundeskanzler.

Gabriel hatte kürzlich in einem "Zeit"-Interview kräftig gegen die SPD ausgeteilt, ihre Wahlkampfstrategie zerrupft und bei sich selbst keine Schuld am Wahldebakel vom 24. September gesehen. Die SPD mit ihrem Vorsitzenden Schulz hat nach der Wahlschlappe eine Neuaufstellung begonnen. Schulz ist dabei nicht unumstritten. Er will in drei Wochen beim Parteitag wieder gewählt werden. Im Januar hatte er 100 Prozent der Stimmen bekommen.

"Sehr interessante Neuwahl 2019"

Schröder rechnet nicht mit einer dauerhaften Jamaika-Koalition im Bund, sondern spricht schon von Neuwahlen. "Wenn Jamaika dazu führt, dass die CSU bei der Landtagswahl in Bayern die Mehrheit verliert, wird sie die Koalition sprengen. Dann werden wir 2019 sehr interessante Neuwahlen haben", sagt Schröder.

Der SPD empfiehlt er für den Fall des Scheiterns der Jamaika-Sondierung, nicht in eine große Koalition einzutreten. Damit revidiert er seine Aussagen wenige Tage nach der Bundestagswahl. Damals hatte er kritisiert, die SPD habe sich zu früh auf die Opposition festgelegt.

"Viel Herz, kein Plan"

Schröder übt außerdem scharfe Kritik an der SPD für ihr Verhalten in der Flüchtlingskrise. "Unsere Leute sind rumgelaufen mit ‚Refugees welcome‘-Plaketten. Das war falsch, weil sie nicht wahrgenommen haben, dass damit der Eindruck einer uferlosen Zuwanderung entstehen könnte", sagte Schröder. "Das hat Ängste bei unseren potenziellen Wählern geweckt. Man hatte viel Herz, aber keinen Plan."

Viele Flüchtlinge müssten erst alphabetisiert, andere qualifiziert werden. "Das wird Milliarden kosten.“ Wenn dies gelänge, "wären diese Leute durchaus hilfreich angesichts des Mangels an Fachkräften", sagt Schröder.

"Können froh sein, Putin zu haben"

Schröder kritisiert in dem Interview auch die Sanktionen des Westens gegen Russland und lobte den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Verglichen mit dem US-Präsidenten können wir froh sein, einen Putin zu haben", sagt Schröder.

Auf die Frage, inwieweit sich Putin unterscheide von Populisten wie Donald Trump oder dem ungarischen Ministerpräsident Viktor Orban, sagt er: "Ein hohes Maß an Rationalität." Die Vorstellung, dass Russland die baltischen Länder annektieren wolle, nennt Schröder "absurd".

Schon zu seinen Kanzlerzeiten galt Schröder als ein Freund Putins. Seit seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt 2005 arbeitete der SPD-Politiker für den Gaskonzern Gazprom. Schröder hatte zuletzt viel Kritik bekommen, weil er den Posten als Aufsichtsratschef beim russischen Staatskonzern Rosneft übernommen hat, der Deutschland mit Erdöl beliefert. (Tsp)

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