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Politik: Alte Wunden, anhaltende Schmerzen (Kommentar)

Lange her, könnte man meinen. Ein Vierteljahrhundert seit Kriegsende.

Lange her, könnte man meinen. Ein Vierteljahrhundert seit Kriegsende. Doch Vietnam ist weiter allgegenwärtig in den USA. Man braucht sich nur die Präsidentschaftskandidaten anzusehen: Bush und Gore, wohlbehütete Prinzen aus feinen Polit-Dynastien, durften den ganzen Krieg über als Pilot trainieren oder als Reporter debütieren - während John McCain in Kriegsgefangenschaft die Knochen zertrümmert wurden. So fern, so nah - das Trauma Vietnam ist zwar in den Barock-Jahren unter Ronald Reagan und den Börsen-Wunder-Jahren unter Bill Clinton verblasst, doch aus dem Unterbewusstsein vertrieben ist es noch lange nicht. Das ist der Grund, weshalb sich Amerika leider nicht zu jenem Schritt durchringen kann, der angemessen, nötig und sogar nützlich wäre: eine Entschuldigung. Clinton bat um Vergebung, als er vor gut einem Jahr - Premiere für einen US-Präsidenten - Schwarzafrika durchreiste: von dort kamen Amerikas Sklaven. Sein Verteidigungsminister William Cohen war nun, auch das eine Premiere seit Kriegsende, in Vietnam. Eine Entschuldigung hatte er nicht dabei, dafür Pläne für viele kleine Schritte, auch bei der Kooperation der Militärs. Die Richtung stimmt. Ein kleiner Sprung würde helfen.

rvr

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