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Ölflut. In Nigeria läuft Öl ins Ackerland der Bauern. Ein Träger des „Right Livelihood Awards“ kämpft dagegen.

© Pius Otomi Ekpei / AFP

Alternative Nobelpreise: "Menschen stehen mit den Füßen in Öl"

In Stockholm gehen die Alternativen Nobelpreise an Umweltschützer und Armutsbekämpfer. "Es wird Zeit für die Völker der ganzen Welt, sich zerstörerischen Unternehmensinteressen zu widersetzen", sagte der nigerianische Umweltaktivist Nnimmo Bassey.

Der schwedisch-deutsche Publizist Jakob von Uexküll gründete und stiftete den „Preis für richtige Lebensführung” 1980 aus seinem privaten Vermögen. Der Alternative Nobelpreis versteht sich als sozial orientierte Alternative zu den traditionellen Preisen, die Uexküll für westlich und konservativ dominiert hielt. In diesem Jahr waren 120 Kandidaten aus 51 Ländern vorgeschlagen, davon 69 aus Entwicklungsländern. Die auf insgesamt 200 000 Euro (1,8 Millionen Kronen) dotierten Preise gehen traditionell an mehrere Empfänger auch aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Und auch wenn sie nicht zu den offiziellen Nobelpreisen gehören, dürfen sie inzwischen als renommiert gelten: Am Montag wurden sie im schwedischen Parlament, dem Stockholmer Riksdag, von der Right-Livelihood-Stiftung unter dem Leitthema „Wahrer Wandel beginnt von unten“ verliehen.

Umweltschutzaktivist Nnimmo Bassey aus Nigeria erhielt die hohe Auszeichnung, „weil er die ökologischen und humanen Kosten der Ölförderung aufzeigt”, so die Jury. Die Ölgewinnung in Nigeria verursache eine fortschreitende Umweltkatastrophe, die selten thematisiert werde, betonte Stiftungschef Ole von Uexküll. „Das Öl leckt überall aus und verschmutzt das Anbauland der Bauern. Menschen stehen mit den Füßen im Öl”, sagte er. Bassey erklärte, er habe gerade gemeinsam mit der Preisträgerin Vandana Shiva vor dem Verfassungsgericht von Ecuador eine „historische Klage“ gegen den britischen Ölkonzern BP eingereicht. „Es wird Zeit für die Völker der ganzen Welt, zusammenzustehen und sich zerstörerischen Unternehmensinteressen zu widersetzen, um unseren Planeten zu verteidigen“, sagte er.

Der aus Österreich stammende und in Brasilien tätige Bischof Erwin Kräutler wurde geehrt „für ein Leben, den Rechten indigener Völker gewidmet, und für sein unermüdliches Engagement, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren”. Kräutler gehört zu jenen Bischöfen Südamerikas, die Seelsorge für die Unterschicht mit Armutsbekämpfung und dem Kampf um Bürgerrechte verknüpfen. Er wurde in den 80er Jahren vom Militär festgenommen und verprügelt, überlebte einen Mordanschlag schwer verletzt. Er nehme den Preis „im Namen all jener an, die heute mit mir kämpfen – für die indigenen Völker, für Amazonien und für Menschenrechte. Und im Namen der Dutzenden von Menschen, die ihr Leben gegeben haben, deren Blut vergossen wurde und die brutal ermordet wurden, weil sie sich der systematisierten Zerstörung von Amazonien widersetzten“, sagte er.

Shrikrishna Upadhyay und die Organisation Sappros in Nepal wurden geehrt, weil sie „selbst im Angesicht der Bedrohung durch politische Gewalt und Instabilität der Welt zeigen, wie die Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann”. Upadhyay betonte: „Nepal hat die höchste Armutsrate in Südasien, zwei Drittel unserer Bevölkerung sind arm.“ Dennoch könne Armut auf „einen Platz in den Geschichtsbüchern“ verbannt werden, „wenn wir dem Einfallsreichtum der Armen vertrauen. Die Armen sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung”.

Die „Mediziner für Menschenrechte in Israel” wurden „für ihren unbezähmbaren Geist, mit dem sie für das Recht auf Gesundheit für alle Menschen in Israel und Palästina einstehen” geehrt, weil sie nicht auf offizielle Verträge warteten. Ruchama Marton nannte ihre Menschenrechtsorganisation „per Definition politisch. Wie kann man die Wunden eines Folteropfers behandeln, ohne auf den Folterer zu zeigen? Wie kann man Diarrhö behandeln, (...) ohne eine Politik anzugehen, die Menschen Zugang zu Wasser verweigert?“

Die Nobelstiftung lehnt eine Aufnahme der Alternativen Preise in ihren offiziellen Reigen stets ab, da sie nicht mit dem testamentarischen Willen Alfred Nobels vereinbar seien. Für den Wirtschaftsnobelpreis, ebenfalls nicht im Testament vorgesehen, war das jedoch kein Problem.

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