zum Hauptinhalt

Althaus-Wahl: Regie aus der Ferne

Thüringer CDU wählt Dieter Althaus auf Platz 1

Christine Lieberknecht ist ungehalten: Man möge doch die Kirche im Dorf lassen. Die Thüringer Sozialministerin soll die Frage beantworten, für wie gut sie das Wahlergebnis von Dieter Althaus hält. Bei der CDU-Vertreterversammlung am Samstag in Waltershausen wurde der abwesende Ministerpräsident mit knapp 95 Prozent zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt. „Ein Super-Ergebnis“, ruft Lieberknecht. Aber das ist nicht das, was die in Kompaniestärke angereisten Journalisten meinen. Beim vorigen Parteitag in Heiligenstadt wurde Althaus mit sage und schreibe 100 Prozent zum Spitzenkandidaten akklamiert. Nun, vier Monate und einen schweren Skiunfall später, wirken die fehlenden fünf Prozent beinahe wie ein leises Misstrauensvotum. Genau genommen waren es zehn von 133 anwesenden Delegierten, die Althaus nicht wählten. Sieben stimmten mit Nein, drei stimmten nicht ab.

Zuvor hatte Birgit Diezel, Althaus’ Stellvertreterin in Landesregierung und Partei, mit gedämpfter Stimme den „Brief“ des Ministerpräsidenten zu verlesen. Es ist die lange erwartete Botschaft des 50-Jährigen, von dem kaum einer der Delegierten weiß, wie es ihm wirklich geht, der aber trotzdem erneut gewählt werden will. Unfassbar sei für ihn, was am Neujahrstag geschah, trägt Diezel vor. „Alles würde ich dafür geben, das tragische Unglück ungeschehen zu machen.“ In den letzten Wochen sei er sich der Begrenztheit menschlichen Handelns und Seins noch bewusster geworden. Und weiter: „Nach diesem tiefen Einschnitt sehe ich mein Leben in einem anderen Licht. Dieses Ereignis wird mich für immer begleiten.“ Und endlich die für die Delegierten entscheidende Botschaft: „Noch vor der Sommerpause werde ich meine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen können.“

Und deshalb wählen sie ihn mit 95 Prozent. Diezel wird mit knapp 84 Prozent auf Platz zwei gewählt, Lieberknecht mit 87 Prozent auf Platz vier. Dazwischen kommt Fraktionschef Mike Mohring auf Platz drei – mit 72 Prozent. Der gekränkte Mohring sieht den Grund für dieses Ergebnis darin, dass er im Landesvorstand „die Liste verteidigt hat, die der Landesvorsitzende vorgeschlagen hat“. Aus der Partei raunt es, Althaus und Mohring hätten die Kandidatenliste aufgestellt. Abweichende Vorstellungen von Diezel wurden angeblich kassiert.

Tatsächlich hört man aus der Partei einigen Unmut. Demnach fühlen sich Junge Union, Seniorenunion und Mittelstandsvereinigung nicht angemessen berücksichtigt. Im Landesvorstand scheiterten dem Vernehmen nach die von der Seniorenunion unterstützte Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski, frühere Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, und der JU-Landesvorsitzende. Beide wollten weiter nach vorn auf der Liste. Auf eine Kampfkandidatur verzichteten sie jedoch. Angeblich hatte Althaus vorab sehr deutlich gemacht, was er wollte – indem er alle Kreisvorsitzenden anrief.

Zur Startseite