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Am 11. Januar: Lafontaines Comeback wird groß inszeniert

Geplant war zunächst nur eine Klausur der Bundestagsfraktion. Doch jetzt soll Oskar Lafontaine am 11. Januar am Berliner Alexanderplatz nach überstandener Krebsoperation sein politisches Comeback zelebrieren.

Von Matthias Meisner

Berlin - Die Inszenierung für das Comeback ist beinahe perfekt: Am 11. Januar soll Oskar Lafontaine der Linken versichern, dass er ihr weiter in Spitzenfunktion zur Verfügung steht. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch sagte am Montag, an diesem Tag werde der 66-Jährige im Kongresszentrum am Berliner Alexanderplatz erklären, ob er im Mai auf dem Bundesparteitag in Rostock erneut als Vorsitzender kandidiert. Die neue Amtszeit würde zwei Jahre dauern.

Eigentlich geplant war zunächst nur eine eintägige Klausur der Bundestagsfraktion. Die 76 Abgeordneten wollten sich zu Beginn des Jahres über die Arbeitsschwerpunkte in der neuen Legislaturperiode verständigen. Doch je näher der Termin rückt, umso größer wird das Treffen. Fraktions- und Parteivorsitzende aus den Ländern werden geladen, weitere Spitzenfunktionäre aus Ost und West erwartet, am Ende könnten es ein paar hundert Leute sein. Ziel: Einheit und Stärke demonstrieren. Getagt wird auch nicht mehr hinter verschlossenen Türen, sondern mindestens teilweise öffentlich, verlautete aus Parteikreisen. Der Termin ist nicht zufällig gewählt; in der Stadt sind dann genügend wichtige Genossen. Am Vortag findet die traditionelle Ehrung für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde statt, bei der führende Linkspolitiker traditionell an der Spitze eines Zuges mit vielen tausend Menschen zu den Gräbern pilgern.

Viel Spielraum für seine Entscheidung gibt die Linken-Spitze ihrem Vormann nicht mehr. Jedes Signal, das eine Wiederkehr von Lafontaine auf die politische Bühne nach seiner Krebsoperation im November wahrscheinlich macht, wird von Parteifreunden nach außen getragen: Dazu gehört, dass er vor einigen Tagen an einer Fraktionssitzung der Linken im Saarland teilnahm und dort drei Stunden ausharrte. Dazu gehört auch der erste öffentliche Auftritt von Lafontaine bei der Beerdigung des Bildhauers Alfred Hrdlicka am Samstag in Wien, bei der Lafontaine, wie seine Förderer erwähnten, trotz Schneegestöbers „nicht mal einen Schal trug“. Seine Parteifreunde aus Saarlouis hoffen, dass Lafontaine am 24. Dezember mit dabei ist, wenn am „Heiligen Morgen“ dem Volk Glühwein ausgeschenkt wird.

Parteimanager Bartsch, dessen Verhältnis zu Lafontaine gespannt ist, lobte den Chef am Montag: Er stehe wie kein anderer für den Erfolg der Linken in den alten Ländern. Fraktionschef Gregor Gysi hatte zuvor mitgeteilt, er werde sich im Januar mit Lafontaine treffen. Zur Frage der Parteichef-Kandidatur sagte Gysi: „Ich werde auf ihn einreden, es zu machen.“ Zweifel soll es tunlichst nicht mehr geben. Ein Lafontaine-Vertrauter erläuterte: „Jetzt muss es der Hauptdarsteller nur noch machen.“

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