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Amerikas Sozialisten: Alibi-Reformisten

Ein Gespenst geht um in Amerika. Es ist das Gespenst des Sozialismus. Noch bis vor wenigen Wochen war Sozialismus für die USA etwas, das weit weg lag, sowohl ideologisch, als auch geografisch. Jetzt, in der heißen Phase des Wahlkampfes, erfreut sich der Sozialismus jedoch eines verblüffenden Interesses.

Der erste Verdacht, dass sich sozialistisches Denken in Amerika fest setzt, rumorte durch das Land, als die Regierung für rund 700 Milliarden Dollar Anteilseigner bei krisengeschüttelten Finanzinstitutionen wurde.

Hochkonjunktur erzielte der Begriff in der Öffentlichkeit allerdings erst, als Barack Obama während eines Wahlkampfauftritts in Ohio dem mittlerweile berühmt gewordenen Klempner Joe erklärte, es sei gut für alle, wenn „der Wohlstand verteilt werde“. Prompt unterstellte John McCain ihm, er wolle die USA in ein sozialistisches Land verwandeln. Obama beteuert zwar seither fortwährend, dass er den freien Markt schätzt, doch wirkliche Hilfe kommt von der Sozialistischen Partei Amerikas selbst. Die tritt nämlich auch zur Wahl an und ihr Kandidat, Brian Moore, distanziert sich täglich auf das Schärfste von Obama. „Obama als Sozialisten zu bezeichnen, ist eine krasse Fehldarstellung der Ziele der sozialistischen Partei.“ Moore, der über die unverhoffte Aufmerksamkeit beglückt ist, stellt für jeden, der es hören mag klar, dass Obama ebenso wie McCain, bestenfalls „ein Alibi-Reformist“ ist. Wenn sie wirklich etwas aus der Bankenkrise lernen wollten, sagte Moore, müssten sie die Finanzinstitute umgehend der demokratischen Kontrolle der Arbeiterklasse unterstellen. Sebastian Moll

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