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Saberi

© dpa

Angebliche Spionage: US-Journalistin in Iran zu acht Jahren Haft verurteilt

Rückschlag für Barack Obama in seinen Bemühungen um ein entspanntes Verhältnis zu Iran: Ein ungewöhnlich hartes Urteil gegen eine amerikanisch-iranische Journalistin könnte das Verhältnis zwischen den USA und dem Iran weiter belasten. Die 31-jährige Roxana Saberi, die seit sechs Jahren im Iran lebt, wurde in Teheran in einem Schnellverfahren wegen angeblicher Spionage für die USA mit acht Jahren Haft bestraft.

Hinter verschlossenen Türen verhängte das iranische Gericht acht Jahre Haft für Roxana Saberi - Präsident Obama zeigte sich nach Angaben seines Sprechers Robert Gibbs "tief enttäuscht angesichts dieser Nachrichten". Seine Gedanken und seine Gebete seien bei Saberi und ihren Eltern. Aus Sicht des Weißen Hauses sei es wichtig, "dass diese Situation geklärt wird", fügte Gibbs hinzu. Der Präsident gehe davon aus, dass die Beschuldigungen gegen die amerikanische Journalistin falsch seien, hieß es in seiner Umgebung. Obama hatte sich vor drei Wochen zum persischen Neujahrsfest mit einer Videobotschaft an die iranische Führung und das iranische Volk gewandt und vorgeschlagen, die Beziehungen beider Völker auf eine neue Grundlage zu stellen.

Die USA und der Iran unterhalten seit 1980 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Die iranische Resonanz auf die amerikanische Initiative war jedoch bisher sehr zurückhaltend. Auch Außenministerin Hillary Clinton, die noch am 31. März auf der internationalen Afghanistan-Konferenz in Den Haag der iranischen Delegation ein Schreiben mit der Bitte um Freilassung von Roxana Saberi übergeben hatte, zeigte sich "tief enttäuscht". In einer ersten Reaktion übte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Sonntag überraschend Kritik an dem Verfahren und forderte einen fairen Prozess. In einem Brief fordert er die zuständige Staatsanwaltschaft auf, dafür zu sorgen, dass "Beschuldigte alle legalen Freiheiten und Rechte bekommen, um sich gegen die Anklagen verteidigen zu können".

Vom angeblichen Wein-Klau zur Spionage

Saberi, die neben der amerikanischen auch die iranische Staatsbürgerschaft besitzt, war im Januar festgenommen worden. Seitdem sitzt sie im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Ursprünglich warf die iranische Justiz der Reporterin und Buchautorin vor, eine Flasche Wein gekauft zu haben, was in der Islamischen Republik verboten ist. Dann erklärten die Behörden, Saberi habe seit 2006 ohne Presseakkreditierung und daher illegal im Iran gearbeitet - vor allem für das amerikanische National Public Radio (NPR) und den britischen Rundfunksender BBC. Am Ende jedoch wurde ihr dann wegen angeblicher Spionage für die USA der Prozess vor einem Revolutionsgericht gemacht.

Ihr iranischer Vater und ihre japanische Mutter reisten letzte Woche von Nord Dakota nach Teheran. Zuvor hatten sie vergeblich an den obersten geistlichen Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, appelliert, ihre Tochter wegen schlechter seelischer Verfassung freizulassen. Nach Angaben der Eltern wurde Saberi im Evin-Gefängnis ein falsches Geständnis abgepresst mit dem Versprechen, wenn sie alle Vorwürfe unterschreibe, werde sie freikommen. Als sie vor Gericht ihr "Geständnis" widerrief und erklärte, sie sei getäuscht worden, fand dies kein Gehör. Ihr Verteidiger kündigte an, er werde "auf jeden Fall" in die Berufung gehen.

Die BBC erklärte in London, der Sender sei "extrem besorgt angesichts dieser harten Strafe". NPR-Chefin Vivian Schiller forderte die iranische Justiz auf, Mitgefühl zu zeigen und Saberi die schnelle Rückkehr in die USA zu erlauben. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" erklärte in Paris, der Fall Saberi sei "das jüngste Beispiel dafür, wie die iranischen Behörden willkürlich Spionagevorwürfe nutzen", um Journalisten festzunehmen und die Medienfreiheit weiter zu unterdrücken.

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