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Angehörige kontra Bundesregierung: „Hansa Stavanger“ – Kritik nach Ende des Geiseldramas

Nach der Freigabe des deutschen Frachters „Hansa Stavanger“ durch somalische Piraten haben sich Angehörige der Geiseln zu Wort gemeldet. Der Vater des Schiffsoffiziers wirft der Bundesregierung vor, die Angehörigen allein gelassen zu haben.

Unterdessen kritisierten Politiker der SPD und CSU die Lösegeldzahlung für die „Hansa Stavanger“ durch die Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg. In Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt (BKA) will die Staatsanwaltschaft der Hansestadt als ermittelnde Behörde die Entführung weiter aufklären.

Der am 4. April rund 400 Seemeilen östlich von Mombasa von somalischen Piraten gekaperte Frachter war am Montag wieder freigekommen. Angeblich erhielten die Seeräuber 2,75 Millionen Dollar Lösegeld. Das Schiff wird am Freitag in der kenianischen Hafenstadt Mombasa erwartet, begleitet von der Fregatte „Brandenburg“. Unter den 24 Besatzungsmitgliedern sind fünf Deutsche.

„Wir fühlten uns als Angehörige von der Regierung und dem Krisenstab am Ende nur noch im Stich gelassen“, sagte Christian Euskirchen, der Vater des 26-jährigen Schiffsoffiziers, der „Nordwest-Zeitung“. Er sei maßlos enttäuscht. Er habe in seiner Not auch an Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler geschrieben. Nach Angaben der Ehefrau des deutschen Kapitäns der „Hansa Stavanger“ erlebte die Crew während der Geiselnahme ein Martyrium an Bord. Die 24 Seeleute wurden tagelang eingesperrt, sagte die Frau dem „Hamburger Abendblatt“. Zudem mussten sie ihre Kleidung mit den Hemden der Piraten tauschen, obwohl diese oft verschmutzt waren. Die Seeräuber hätten ferner mit Scheinhinrichtungen gedroht.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann wies nach der Freilassung auf die Schattenseiten der Lösegeldzahlung hin. „Das Problem der Piraterie wird dadurch nicht kleiner“, sagte er. Der Westen finanziere mit Lösegeldzahlungen eine Entführungsindustrie in Somalia. Der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl sagte, es solle keiner jubeln, dass Millionen Dollar Lösegeld an Schwerkriminelle überwiesen worden seien. (ddp)

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