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Ein Bild aus besseren Tagen: Angela Merkel stellte im September 2015 eine Biografie über Gerhard Schröder vor.

© dpa

Angela Merkel und Flüchtlingspolitik: Abkanzler Gerhard Schröder

Basta-Kanzler Gerhard Schröder greift Angela Merkels Flüchtlingspolitik scharf an. Er hat teils Recht, aber vergreift sich im Ton. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Genosse Klartext, so kann man ihn schon nennen, Gerhard Schröder, den Altkanzler. Den Abkanzler. Nachfolgerin Angela Merkel hat, wenn man das Interview des heutigen Wirtschaftsberaters mit dem „Handelsblatt“ liest, so ziemlich alles falsch gemacht, nach dem Motto: viel Herz, wenig Plan. Keine Frage, Schröder hat nicht mit allem unrecht. Dass zum Beispiel die Geste, ja Demonstration von Humanität – Flüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland zu lassen – nicht mehr als Ausnahme, sondern beinahe als Normalität gilt, ist ein Kommunikationsversagen. Mindestens.

Dass diese Geste noch nicht untersetzt ist mit einem Masterplan zur Integration ist ein eklatantes Versäumnis. Ausbildung, Schulbildung, Wohnungsbau, wie soll’s laufen, wer soll es bezahlen? Das sind die Fragen. Ganz praktisch. In dem Sinn war Köln ein letzter Weckruf. Aber: dass sich ein Kanzler a. D. in ähnlicher Weise über seinen Nachfolger geäußert hätte, ist nicht erinnerlich. Nur waren Stilfragen Gerhard Schröder noch nie so wichtig. Wichtig war ihm immer die Macht. Und keiner wittert wie er Machtverfall und Autoritätsverlust. Angela Merkel muss auch darum jetzt antworten. Am besten mit Klartext.

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