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Politik: Angela, mitten im Leben (Kommentar)

Man muss die CDU nicht mögen, nach dem Spendenskandal schon gar nicht. Man kann an ihrem Willen zur rückhaltlosen Aufklärung Zweifel hegen.

Von Robert Birnbaum

Man muss die CDU nicht mögen, nach dem Spendenskandal schon gar nicht. Man kann an ihrem Willen zur rückhaltlosen Aufklärung Zweifel hegen. Man muss auch unser System repräsentativer Demokratie mit seiner starken Stellung der Parteien nicht mögen. Aber an einer Erkenntnis führt kein Weg vorbei: So wie Politik in unserem Land organisiert ist, ist die CDU dringend notwendig. Und zwar nicht eine schwache, krisengeschüttelte, mit sich selbst beschäftigte CDU, sondern eine starke, selbstbewusste, die sich um Lösungen für politische Probleme bemüht. Sie ist nötig als Opposition, sie ist nötig als politisches Sammelbecken des konservativen Teils der Bevölkerung - wie auch immer man den genau definieren mag. "Die Krise als Chance" lautet der Titel des Leitantrags für den Essener Parteitag, den die designierte Parteichefin Angela Merkel verfasst hat. In der Tat steht sie vor der Aufgabe, die Krise zur Chance werden zu lassen und die CDU zu einer Partei, die das kühne Reklameversprechen wirklich einlöst, "mitten im Leben" zu stehen. Die Krise ermöglicht rascher, als es sonst je denkbar gewesen wäre, die Trennung vom Muff des Kanzler-Wahl- und Bewunderungsvereins. Je besser das gelingt, desto größer die Chance, wieder aus dem 35-Prozent-Ghetto heraus zu kommen. Man muss auch Angela Merkel übrigens nicht mögen. Aber Erfolg wünschen, das muss man ihr.

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