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Angola

© AFP

Angola: Chaotische Zustände bei Parlamentswahlen

Der erste Urnengang in Angola seit 16 Jahren verläuft schwierig. Während EU-Beobachter die schlechte Organisation kritisierten, erklärt der Chef der Opposition, die Lage sei "verwirrend". Der Präsident lobte hingegen die "gute Atmosphäre" der Wahl.

Unter zum Teil chaotischen Bedingungen haben die Angolaner nach 16 Jahren erstmals wieder ein Parlament gewählt. Die EU-Beobachter kritisierten am Freitag nach Öffnung der Wahllokale die schlechte Organisation in der Hauptstadt Luanda. Die nationale Wahlkommission räumte Probleme ein. Präsident José Eduardo dos Santos erklärte dagegen, die Wahlen verliefen gut. Dos Santos' Regierungspartei Volksbewegung für die Befreiung Angolas (MPLA) gilt als Favoritin. Sie ist seit 33 Jahren an der Macht und will sich gegen die verfeindete Nationale Union für die völlige Unabhängigkeit Angolas (Unita) durchsetzen.

"Was wir in den Wahllokalen gesehen haben, die wir in Luanda besuchten, ist ein Desaster", beklagte die Chefin der EU-Wahlbeobachtermission, Luisa Morgantini. Später relativierte sie ihre Kritik und sagte, die Dinge in der Hauptstadt hätten sich im Laufe des Tages "normalisiert". Ein Reporter berichtete aus dem Stadtteil Samba, dass die Wahlleitung dort erst drei Stunden nach der angekündigten Öffnung des Wahllokals eintraf. EU-Beobachter im Rest des Landes meldeten keine größeren Probleme.

Probleme in der Hauptstadt

"Nicht alle Wahllokale arbeiten vollständig", sagte der Leiter der Wahlkommission, Caetano Sousa. Vor allem in Luanda gebe es "Defizite". Auch Mussa Idriss Ndele von einer afrikanischen Beobachter-Mission bestätigte einen langsamen Wahlstart in der Hauptstadt. In Luanda leben gut ein Fünftel der registrierten acht Millionen Wähler.

Dos Santos verließ sein Wahllokal in Luanda kommentarlos und reckte Journalisten lediglich Zeige- und Mittelfinger als Zeichen der Siegesgewissheit entgegen. Im staatlichen Fernsehen lobte er die "gute Atmosphäre" der Wahl. Unita-Chef Isaias Samakuva erklärte dagegen der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa, die Situation in Luanda sei sehr "verwirrend". Er hoffe, das Chaos werde sich klären, ansonsten seien die Resultate für seine Partei nicht akzeptabel.

Dos Santos will sich zurückziehen

An die letzte Wahl vor 16 Jahren haben die Bürger des südwestafrikanischen Landes keine gute Erinnerung. 1992 fachte die Abstimmung den seit Mitte der 70er Jahre andauernden Bürgerkrieg erneut an. Erst 2002 schlossen MPLA und Unita eine Waffenruhe.

Zur Wahl stehen 13 Bündnisse und Parteien, die in das neu gewählte Parlament einziehen wollen. Die Opposition klagt über Einschüchterungsversuche. Während die Unita mit 70 Sitzen derzeit die stärkste Oppositionspartei ist, stellt die Partei von dos Santos 129 der insgesamt 220 Abgeordneten. Für die MPLA ist der Urnengang ein wichtiger Stimmungstest für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr, bei der dos Santos nach eigenem Bekunden nicht mehr antreten will. (ae/AFP)

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