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Politik: Angreifer, die versöhnen wollen - Bradley und McCain gegen Gore und Bush (Kommentar)

Kaum zehn Prozent der 1,8 Millionen Wahlberechtigten in Iowa sind am Montag abend durch arktische Kälte in ihre Turnhalle, eine Kirche, das Wohnzimmer ihres Kreisvorsitzenden oder ins örtliche Gemeindezentrum gestapft. 175 000 Amerikaner haben in gut 2100 offenen Abstimmungen vor ihren Nachbarn, Angestellten, Familienangehörigen und Chefs bekannt, wen sie unterstützen.

Kaum zehn Prozent der 1,8 Millionen Wahlberechtigten in Iowa sind am Montag abend durch arktische Kälte in ihre Turnhalle, eine Kirche, das Wohnzimmer ihres Kreisvorsitzenden oder ins örtliche Gemeindezentrum gestapft. 175 000 Amerikaner haben in gut 2100 offenen Abstimmungen vor ihren Nachbarn, Angestellten, Familienangehörigen und Chefs bekannt, wen sie unterstützen. Das ist ur-amerikanische Basis-Demokratie - und zugleich ein Witz: ein höchst unrepräsentatives Verfahren im höchst unrepräsentativen Bundesstaat Iowa.

Der "Caucus" im verschneiten Grünen - wo 60 Prozent der Wähler einen Kandidaten persönlich erlebt haben, 30 Prozent zwei oder mehrere der Anwärter - dient weniger als Orakel für Sieger denn als Sieb, durch das Chancenlose fallen. Gore und Bush haben Pflichtaufgaben absolviert, mehr nicht. Alles hängt jetzt von New Hampshire ab. Und dort werden die Karten neu gemischt.

Bradley hat zwar alle Clinton-Gegner unter den Demokraten hinter sich versammelt, doch dies sind, was Politik-Inhalte angeht, nur zwölf Prozent der Partei-Anhänger. Viel mehr Demokraten, die Hälfte nämlich, hält wenig von Clinton als Person. Aus dieser Konstellation hat Bradley noch kein überzeugendes Argument ableiten können, das Demokraten klarmachen würde, weshalb er, Bradley, der einzige sei, der im November gewinnen kann, wenn ganz Amerika ein Urteil über Wohlstand und Skandale der Clinton-Ära fällt. Für Bradley drängt die Zeit. Er wird nun aggressiver auftreten. Am heutigen Mittwochabend, bei der alles entscheidenden Debatte gegen Gore in New Hampshire, kommt seine größte und letzte Chance.

Bush hat gesiegt, nicht gewonnen. Zu stark ist Steve Forbes als Vertreter der Parteirechten. Was vergiftete persönliche Beziehungen unter den Kandidaten angeht, ist es Forbes, nicht McCain, den Bush hasst. Forbes wird den Streit um die Abtreibung noch weiter ins Zentrum rücken und sich auf Bush stürzen, nicht auf McCain, und dem in der Mitte viel Raum freimachen.

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