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Ein Straßenarbeiter beseitigt die Spuren einer Autobombe in Bagdad. Immer wieder erschüttern Anschläge das Land.

© Reuters

Angriff auf Abu Ghoreib: Irak: Al-Kaida befreit hunderte Häftlinge aus Gefängnissen

Hunderte Häftlinge entkamen am 22. Juli aus den irakischen Gefängnissen Abu Ghoreib und Tadschi. Bei Angriffen der irakischen Al-Kaida in der Nacht kamen mindestens 36 Menschen ums Leben. Gab es bei der Sicherung der Anstalten Versäumnisse?

Bei Angriffen auf zwei irakische Hochsicherheitsgefängnisse sind 500 bis 1000 Gefangene entkommen. Das bestätigte der Rechtsanwalt und Parlamentsabgeordnete Hakim al-Samli am 22. Juli in Bagdad. Kämpfer der irakischen Al-Kaida hatten die stark gesicherte Haftanstalt Abu Ghoreib, 30 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt mit Mörsern, Panzerfäusten und Schusswaffen angegriffen. Auch das Gefängnis in Tadschi im Norden von Bagdad wurde attackiert. Bei stundenlangen Kämpfen um die Gefängnisse wurden nach Angaben irakischer Behörden mindestens 36 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

Vier Top-Häftlinge entkommen

In Abu Ghoreib sind auch mutmaßliche und verurteilte Terroristen inhaftiert, darunter zum Tode verurteilte Angehörige von Al-Kaida-nahen Gruppen. Unter den freigekämpften Gefangenen befänden sich Vier Top-Häftlinge der terroristischen Vereinigung. Die Behörden in Bagdad leiteten eine umfassende Suchaktion nach den entflohenen Gefangenen ein. Beobachter sprechen von der massivsten Al-Kaida-Aktion im Irak seit vielen Jahren.

In ersten Mitteilungen der irakischen Sicherheitsbehörden hatte es noch geheißen, die Angriffe seien von den Wachmannschaften zurückgeschlagen worden. Erst der Abgeordnete Al-Samli, Mitglied des Sicherheitsausschusses des Parlaments, machte die Massenflucht publik. Er prangerte schwere Versäumnisse bei der Führung und Sicherung der Gefängnisse an. Die Verantwortlichen müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Attacken auf das Justizsystem

Die Gefängnisse wurden fast zeitgleich angegriffen. Die Offensive leiteten die Al-Kaida-Kämpfer mit mehreren Autobomben und Selbstmordattentaten ein. Danach nutzten sie das Chaos, um die Gebäudekomplexe mit Mörsern, Panzerfäusten und Schusswaffen zu stürmen. Bereits vor einem Jahr hatte der irakische Al-Kaida-Führer Abu Bakr al-Bagdadi angekündigt, die Terrororganisation werde den Schwerpunkt ihrer Attacken auf das Justizsystem legen, um "muslimische Gefangene zu befreien".

Unter Saddam Hussein waren in Abu Ghoreib Tausende politische Häftlinge gefoltert und getötet worden. Im Westen hatte das Gefängnis Berühmtheit erlangt, weil nach Husseins Sturz 2003 Angehörige der US-Besatzung dort mutmaßliche irakische Aufständische misshandelt und zum Teil sexuell missbraucht hatten. Von den Tätern angefertigte Privatfotos, die an die Öffentlichkeit kamen, hatten damals einen Skandal verursacht. Nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak gaben sie Abu Ghoreib an den irakischen Strafvollzug ab. (dpa)

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