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Politik: Angriff in der Stadt der zwei Kulturen

Das Restaurant Maxim in Haifa war Treffpunkt für Juden und Araber

Haifa . Noch Stunden nach der Explosion von Haifa treibt der Seewind Brandgeruch über den Parkplatz vor dem Restaurant „Maxim“. Auf dem Asphalt dunkle Flecke. Unzählige Hygiene-Handschuhe und blutige Wischtücher liegen herum. Zwischen den Trümmern im Inneren sichern Gerichtsmediziner in weißen Overalls Spuren. Mitarbeiter des jüdisch-orthodoxen Zaka-Rettungsdienstes bergen noch immer Leichenteile. Zwischen den umgestürzten Stühlen und Tischen, inmitten der Glasscherben, liegt eine Babytrinkflasche. Im nahe gelegenen Krankenhaus kämpfen Ärzte um das Leben von drei schwer verletzten Kindern und fünf weiteren Restaurant-Besuchern. Die Polizei rätselte am Sonntag, wie es die junge Frau aus der palästinensischen Autonomiestadt Dschenin schaffen konnte, mit ihrem Sprengstoffgürtel an der Eingangskontrolle vorbeizukommen und den Sprengsatz im Restaurant zu zünden.

Das Restaurant „Maxim“ war in Haifa ein bei Juden, Moslems und Christen beliebter Treffpunkt und ein Symbol für das friedliche Zusammenleben in der kosmopolitischen Hafenstadt. Jeder kennt das Lokal zwischen dem Strand und der wichtigsten Zufahrtsstraße der Stadt. Die Gaststätte ist im Besitz der arabisch-christlichen Familie Matar. Juden sind Mitinhaber. Zu den regelmäßigen Gästen gehört der Fußballclub Maccabi Haifa, in dem jüdische und arabisch-israelische Fußballer spielen. Der Trainer und zwei Manager des Clubs sind unter den Verletzten. Ein Stürmer verspätete sich zum Essen um Minuten, was ihm möglicherweise das Leben rettete.

Am Schabbat, dem jüdischen Ruhetag, dürfen Restaurants mit einer Koscher-Lizenz nicht öffnen. Dafür machen asiatische oder arabische Lokale das große Geschäft. Im „Maxim“ saßen am Samstag zahlreiche Familien, die nach einem Strandspaziergang essen wollten. Als zur Mittagszeit gegen 14.15 die Hölle losbricht, sterben je fünf Mitglieder zweier Familien. Unter den Toten sind auch ein Reporter, ein Student und zwei Kellner.

Der Bürgermeister von Haifa, Jona Jahar, sagte: „Jeder Anschlag auf Haifa ist nicht nur ein Anschlag auf die Stadt, sondern auch ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben, das wir hier in Jahrzehnten aufgebaut haben.“ Wie am Samstag waren auch bei früheren Anschlägen in Haifa seit Beginn der Intifada Juden und Araber unter den Opfern. Zwölf Prozent der 262 000 Einwohner sind Araber, davon je die Hälfte Christen und Moslems.

Bernhard Sprengel (dpa)

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