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Anja Siegesmund

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Anja Siegesmund, Grüne Thüringen: "CDU fischt am rechten Rand"

Auf die Grünen könnte es ankommen, wenn nach dem 14. September über die künftige Regierung in Thüringen entschieden wird. Die Spitzenkandidatin Anja Siegesmund im Porträt.

Von Matthias Meisner

Das Wahljahr in Thüringen begann mit einem Missverständnis. Die Bildung der schwarz-grünen Koalition in Hessen lag noch nicht lange zurück. Und der thüringische CDU-Fraktionschef Mike Mohring hatte die Idee, dass so ein Modernisierungsschub auch der Union in seinem Bundesland ganz gut tun könnte. Ein Streitgespräch für die „Zeit“ mit Anja Siegesmund, der Vorsitzenden der Grünen im Erfurter Landtag, kam Mohring da sehr zupass. Und Siegesmund ein bisschen.

Heute ist die 37-jährige Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 14. September nicht mehr ganz so froh über das Doppelinterview, bei dem sich die beiden Politiker duzten (wie sonst auch). Selbst wenn sie damals klar sagte, „dass uns bei vielen meiner Herzensthemen Welten trennen“ - hängen blieben Aussagen wie die, dass die Grünen eine „wertkonservative Partei“ seien. Auf die Frage, ob es Mohring nun ernst meine mit Schwarz-Grün, antwortete Siegesmund: „Ich behalte es im Blick. Es ist ein Anfang.“

Damals wurde die Politikerin wegen der schwarz-grünen Annäherung von Parteifreunden gescholten. Dass sie heute von dem Modell gar nicht mehr viel wissen mag, liegt zum einen daran, dass eine rechnerische Mehrheit dafür nicht in Sicht ist. Zum anderen aber hat Siegesmund, die seit 2009 an der Spitze der Fraktion steht – zuvor waren die Grünen 15 Jahre nicht im Landtag – erkannt, dass eine Debatte über eine Koalition mit der CDU riskant werden kann. Jüngstes Beispiel: Sachsen. Also bemüht sie sich um Äquidistanz. Sie war zum Beispiel erst kürzlich wie selbstverständlich beim Jahresempfang der thüringischen Linksfraktion. Und tauscht sich auch immer wieder mit deren Chef Bodo Ramelow aus, der die CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht nach der Wahl am 14. September ablösen will, so wie übrigens auch SPD-Spitzenfrau Heike Taubert.

Die Grünen werden bei einem Linksbündnis in Thüringen nur mitmachen, wenn sie rechnerisch gebraucht werden. Aber darauf könnte es hinauslaufen. Trotzdem das Verhältnis zwischen Linken und Grünen auf Bundesebene angespannt ist: Für den Freistaat gönnt Siegesmund der CDU nun einen „Oppositionsschock“. Als Mohring nach der Sachsen-Wahl eine AfD-Debatte anzettelte, wurde Siegesmund sogar sehr giftig: Mohring fische „bewusst am rechten Rand, erklärte sie. Und: „Wer so weit geht, verkauft für die Fortsetzung der Vetternwirtschaft in der Staatskanzlei auch seine Großmutter.“

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